Die politische Lage in Pakistan hat sich etwas entspannt. Die zuständige Behörde weigert sich, Ministerpräsident Raja Pervaiz Ashraf auf Geheiss des Obersten Gerichtshofes festzunehmen. Und ein seit Tagen dauernder Massenprotest wurde vorerst beendet.
Mehrere Minister erfüllten am Donnerstag die Forderung des oppositionellen Predigers Tahir ul Qadri, den Dialog mit ihm zu suchen. Nach mehrstündigen Gesprächen verkündeten beide Seiten eine Einigung. Qadri sprach von einem „Sieg der pakistanischen Nation“.
Zehntausende Anhänger Qadris campieren seit Montag im Zentrum der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Sie verlangen den sofortigen Rücktritt des Kabinetts und die Bildung einer Übergangsregierung. Die Legislaturperiode endet aber ohnehin im März, innerhalb von 60 Tagen müssen dann Parlamentswahlen stattfinden.
Die Anti-Korruptionsbehörde des Landes wehrte sich dagegen, Ministerpräsident Ashraf in Haft zu nehmen. Der Leiter der Behörde, Fasih Bokhari, teilte mit, für eine Festnahme gebe es nicht genügend Beweise. Deshalb werde er einer entsprechenden Anordnung des Obersten Gerichtshofes nicht Folge leisten.
Das Gericht hatte ihm am Dienstag die Festnahme des Regierungschefs und 15 weiterer ranghoher Vertreter wegen Korruptionsvorwürfen rund um den Bau von Kraftwerken angeordnet. Der Oberste Gerichtshof will nun noch einmal die Akten auf belastende Beweise gegen Ashraf prüfen.
Demonstration mit Särgen
Pakistanische Sicherheitskräfte gingen derweil weiterhin gewaltsam gegen Demonstranten vor. In Peshavar setzte die Polizei Tränengas gegen rund 3000 Demonstranten ein, die mit Särgen getöteter Angehöriger vor den Gouverneurssitz gezogen waren. Die Familien der 14 Opfer hätten die öffentliche Ordnung gestört, rechtfertigte ein Polizeisprecher den Tränengaseinsatz.
Die Menschen protestierten gegen den Tod ihrer Verwandten, die nach ihren Angaben bei einem Einsatz der Sicherheitskräfte getötet wurden. Die pakistanischen Behörden wiesen die Vorwürfe der Familien zurück. Die Menschen seien vielmehr von Aufständischen umgebracht worden, lautete die amtliche Version.