Panik vor der langen Reise, weil die Kinder gerne quengeln? Digitale Linderung in Game-Form

Panik vor der langen Reise, weil die Kinder gerne quengeln? Da helfen Smartphone oder Tablet – aber weil das Kind (oder Papa) ja nicht alles spielen soll, hier ein paar wertvolle App-Tipps für unterwegs. Die Tickets sind gebucht, die Koffer sind gepackt – es kann in die Ferien gehen. Ob per Auto oder Flugzeug, viele […]

Panik vor der langen Reise, weil die Kinder gerne quengeln? Da helfen Smartphone oder Tablet – aber weil das Kind (oder Papa) ja nicht alles spielen soll, hier ein paar wertvolle App-Tipps für unterwegs.

Die Tickets sind gebucht, die Koffer sind gepackt – es kann in die Ferien gehen. Ob per Auto oder Flugzeug, viele Familien zieht es in den nächsten Tagen und Wochen in die Ferne. Während die Kinder am Zielort wohl zahlreiche Spiel- und Erlebnisangebote erwarten, ist für die Eltern die Reise meist eine Nagelprobe.

Die mitgenommenen Bücher sind schnell durch, und im Flugzeug gibt es oft höchstens ein auf ältere Kinder zugeschnittenes Filmprogramm. Also kommt das Tablet zum Einsatz.

Die Auswahl von Apps für Kinder ist schier unüberschaubar. Die Qualität schwankt enorm – von billigstem Müll bis hin zu kreativen Meisterwerken buhlen in den virtuellen Läden Tausende Apps um Aufmerksamkeit. Zeit, ein paar Perlen hervorzuheben. Wir haben nach Alter geordnet, mit einem Klick kommen Sie direkt zum Angebot für: Kleinkinder (2–3 Jahre), Kinder (6–10 Jahre) und Spiele für die ganze Familie.

Zunächst noch etwas Grundlegendes: Wir raten von Apps mit sogenannten «In-App-Käufen» unbedingt ab. «In-App-Käufe» bedeuten in der Regel, dass die App selbst kostenlos ist, bestimmte Zusatzinhalte aber nur gegen Bezahlung von (echtem) Geld freigeschaltet werden, oder dass man sich mit (echtem) Geld mehr Rohstoffe oder dergleichen kaufen kann. Bei solchen Spielen ist die Versuchung für Kinder, hier unsinnig Geld auszugeben, gewaltig und die daraus resultierenden Diskussionen mit den Eltern sind höchst nervenaufreibend. Lieber kauft man für ein paar Franken ein komplettes Spiel, das im Endeffekt ein weitaus besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bietet als die meisten Gratis-Titel.

Für Kleinkinder (2–3 Jahre)

TOCA LIFE: VACATION (iOS und Android), 3 Franken, ab ca. 3 Jahren

Die Firma Toca Boca stellt ausschliesslich Apps für Kinder her. «Toca Life: Vacation» ist das 34. Spiel des Hauses. Was die Firma besonders macht, ist ihre absolute Neutralität in Sachen Geschlecht, Hautfarbe oder Religion. In den Toca-Boca-Spielen kann sich jedes Kind erkennen, und kein Geschlecht wird in Stereotype gezwängt. Das ist schon mal ein grosser Pluspunkt, bedenkt man, dass andere etwa mit Barbie-Apps Mädchen schon früh zu konditionieren versuchen.

«Toca Life: Vacation» ist zudem kein eigentliches Spiel, es ist vielmehr ein Medium zum Erzählen von Geschichten. Die unterschiedlichsten Bereiche rund um die Ferien stehen zur Auswahl: vom Flughafen bis zur Hotelanlage. An den jeweiligen Orten werden dann Figuren platziert und Situationen geschaffen, die man auch aufzeichnen kann. Statt nur passiv zu konsumieren, dürfen Kinder so ihre eigenen Geschichten erzählen.

Die Reise, der Aufenthalt – «Toca Life: Vacation» wird zu einem virtuellen Fantasie-Tagebuch, in dem fast keine Grenzen existieren. Das Ganze ist niedlich umgesetzt und bietet Unterhaltung für lange Reisen und die Ferien selbst. Definitiv empfehlenswert.


PETTERSSON’S PAKET (iOS und Android), 9 Franken, einzeln 3 Franken, ab ca. 2–3 Jahren

Das Paket beinhaltet Petterssons Erfindungen 1 & 2, Petterssons Memo und Petterssons Puzzle, welche einzeln je 3 Franken kosten.

Das Memo und das Puzzle eignen sich für kleinere Kinder und basieren jeweils auf Originalzeichnungen von Sven Nordqvist, dem Erfinder von Pettersson und Findus. Dank der variablen Anzahl von Puzzlestücken und acht verschiedenen Bildern ist das Puzzle für Kinder ab 2 Jahren ein grosser Spass.

Dasselbe gilt für das Memory, bei dem unterschiedlichste Spielmodi für Abwechslung sorgen. So sorgen Werkzeuge oder auch bloss Zahlen für unterschiedliche Herausforderungen, und gerade Kinder im Vorschulalter werden ordentlich gefordert (wie auch die Eltern, die im Selbsttest ihren Sprösslingen oft unterliegen).

Petterssons Erfindungen 1 und 2 sind das Highlight des Pakets. Hier gilt es jeweils Pettersson zu helfen, eine seiner Erfindungen fertigzustellen. Das sind unterschiedliche Maschinen, die zum Beispiel aus einer Ladung Früchte einen Fruchtsaft zubereiten. Die Herausforderung liegt darin, dass die Verbindungsteile auf der linken Bildschirmseite ausgewählt und am richtigen Ort platziert werden müssen.



Hilf mir mal, Pettersson!

Hilf mir mal, Pettersson! (Bild: ©Filimundus)

Im einfachsten Modus werden nur Dinge angezeigt, die auch wirklich zur Maschine gehören, im schwierigen sind da auch «nutzlose» Gegenstände. Für Erwachsene ist das Ganze relativ einfach zu lösen, Kinder kommen bisweilen ziemlich ins Grübeln.

Die Grafik ist ganz im Stil der Originalbücher gehalten, und so fühlen sich Kenner der beiden Figuren sehr schnell zurecht. Das gesamte Paket bietet gerade für Familien mit unterschiedlich alten Kindern von 2 bis etwa 8 Jahren beste Unterhaltung und schlägt auch noch gleich die Brücke zwischen den beliebten Kinderbüchern und der virtuellen Welt. Kauftipp!

FIETE ACTIVTIY PACK (iOS und Android), 10 Franken fürs Bundle, einzeln 3 Franken, ab ca. 3 Jahren

Aus dem deutschen Hause ahoii stammt eine Kinderspielreihe, die über die vergangenen Jahre stets ausgebaut wurde. Die Hauptfigur der Spiele ist der nordische Bauer Fiete, der die Kinder in verschiedenen Spielen begleitet. Die Spiele sind einzeln oder als Sammlung erhältlich:

> In «Fiete Farm» können Kinder in verschiedenen Mini-Spielen den Bauern-Alltag kennen lernen.

> «Fiete Math» bietet unterschiedliche Mini-Rechenspiele für Kinder ab 6 Jahren.

> «Fiete Choice» ist ein unterhaltendes Logikspiel, bei dem jeweils aus einer gezeigten Objektgruppe, das nicht passende angetippt werden muss.

> «Fiete Match» ist ein kurzweiliges Memory-Spiel mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden.

Im grossen Bundle ist ebenfalls das virtuelle Malbuch «Damki Town» erhältlich, dass zwar in einem ähnlichen Grafikstil wie Fiete gehalten ist, allerdings aus komplett anderen Figuren besteht.

Das «Fiete Activity Pack» dürfte allen grafikbegeisterten Eltern und Kindern gefallen, da es äusserst stil- und liebevoll gestaltet ist und insofern den mühsam angelernten Design-Geschmack nicht mit Barbie-Disney-Grafikverbrechen zerstört. Rein spielerisch ist das Ganze zwar grundsolide, aber auch nicht weltbewegend innovativ.

 

Die Wimmelbücher der WONDERKIND COLLECTION (iOS und Android), 15 Franken fürs Bundle (9 Apps), einzeln 3 Franken, ab 3 Jahren

Kinder lieben Wimmelbücher. Kein Wunder erfeuen sich die virtuellen Pendants ebenso grosser Beliebtheit. Was die Wimmelbücher von Wonderkind auszeichnet, ist einerseits die liebevolle Gestaltung und die für Kinder perfekt ausgewählten Szenerien (Zoo, Flughafen, Baustelle, Stadt etc.), andererseits die clevere Nutzung des digitalen Formats. Durch Antippen einzelner Elemente wird die Szenerie zum Leben erweckt.

Einfach antippen, und los geht’s! (Bild: ©Wonderkind)

Mal plätschert ein Brunnen, mal startet ein Flugzeug oder es werden gar kleine Kettenreaktionen in Gang gesetzt, die die kleinen Entdecker in Entzückung versetzen. Klar sind echte Bücher viel spannender, wenn man aber überlegt, was neun dicke Wimmelbücher wiegen und wie viel Gepäck die meisten Airlines erlauben, ist die virtuelle Version bestimmt keine schlechte Alternative.

 

Für Kinder von 6–10 Jahren

MINECRAFT: POCKET EDITION (iOS und Android), 7 Franken, ab ca. 7 Jahren

Viel ist über Minecraft in den letzten Wochen geschrieben und gesagt worden – eines steht fest: Minecraft ist immer noch DAS Spiel für Kinder und Jugendliche. Ob auf dem Smartphone oder dem Tablet, das Spiel ist etwas vom Kreativsten, was es auf portablen Geräten zu spielen gibt.

Man darf sich von der rudimentären Klötzchengrafik nicht blenden lassen: Minecraft bietet Bau- und Spielmöglichkeiten, die alles in den Schatten stellen, was hübsch dargestellte Vergleichsspiele im App Store zu bieten haben.

Egal, ob man eine riesige Welt erschafft oder spannende Abenteuer erlebt, die Stunden vergehen wie im Flug (und das ist gerade bei Flügen ja das Ziel). Verfügen mehrere Spielerinnen über das Spiel, kann man sich auch auf derselben Karte treffen und gemeinsam bauen oder die Gegend erkunden.

Wer stundenlangen kreativen Spielspass sucht, kann sein Geld nicht besser investieren! Minecraft gehört in jede App-Sammlung und eignet sich besten auch für ein paar Stunden Unterhaltung für die Eltern.

 

DIE ROBOTER-FABRIK von TINYBOP (iOS), 4 Franken, ab ca. 6 Jahren

Wer sagt, iOS-Spiele hätten keinen didaktischen Wert, sollte sich unbedingt «Die Roboter-Fabrik» ansehen. Für technikbegeisterte Kinder ist die (leider nur für iOS-Geräte erhältliche) App ein wahr gewordener Traum.

Aus unzähligen Teilen lassen sich beliebige Roboter zusammenbauen, deren Funktionalität sich anschliessend in verschiedenen Szenarien testen lässt. Die Grafik ist eher schlicht, die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt.




Test geglückt. (Bild: ©Tinybop)

Roboter lassen sich auch sammeln und in einer Art Galerie wieder anschauen. Leider ist ein Tausch mit anderen Spielern nicht möglich.

Wenn das Kind also traurig seine gesamte Lego-Technik-Sammlung zu Hause hat deponieren müssen, kann es mit der «Roboter-Fabrik» immerhin virtuell weiterhin seinen Ambitionen als Robotiker nacheifern. Und wer weiss, vielleicht entsteht so in den Sommerferien die Grundlage für eine Milliardärskarriere im Silicon Valley?

MIITOMO (iOS und Android), kostenlos, aber Achtung: mit In-App-Käufen!, ab ca. 10 Jahren

Pünktlich zu den Sommerferien hat Nintendo seine erste App veröffentlicht. Miitomo ist zwar kein eigentliches Spiel, dürfte aber unzähligen grossen und kleinen Fans der Marke Spass bereiten.

Miitomo ist eine Mischung aus sozialem Netzwerk, Glücksspiel, Snapchat und Instagram. Konkret: Der eigene Avatar (die von den Nintendo-Konsolen bekannten Miis) kann sich in einer virtuellen Wohnung mit Freunden unterhalten und deren Fragen beantworten, verschiedenste Kleider kaufen, Fotos von sich veröffentlichen oder in Glücksspielen Bonusgegenstände gewinnen.

Da der soziale Charakter im Vordergrund steht, macht Miitomo auch nur Spass, wenn möglichst viele echte Freunde die App verwenden. So kommt der Wunsch, die App zu besitzen, wohl meist von alleine auf Eltern zu, wenn die Freunde in der Schule sie nutzen.

Gut gemacht ist sie durchaus, und die gestellten Fragen treffen den Nintendo-Geist sehr gut. Insofern darf bedenkenlos dem Download zugestimmt werden. Allerdings ist Vorsicht geboten, da in der App mit Münzen bezahlt wird. Die bekommt man für verschiedenste Aufgaben gratis – wirklich viel virtuelles Geld gibts aber nur für echte Moneten, und das kann sehr schnell ins Geld gehen.

 

Für die ganze Familie

CRASHLANDS (iOS und Android), 5 Franken, ab 9 Jahren

Damit auch Erwachsene die lange Reise mit ihrem Smartphone überbrücken können, haben wir auch noch zwei Langzeit-Spiele auf der Liste. In Crashlands spielt man einen intergalaktischen Paketlieferanten, der auf einem fremden Planeten landet, weil ihm ein fieses Alien das Raumschiff kaputt gemacht hat.

Das darauf basierende Spiel ist eine Mischung aus Rollenspiel und Crafting-Game. Man sammelt Ressourcen, bastelt neue Gegenstände und kämpft gegen die feindliche Flora und Fauna. Das Ganze ist ziemlich humorvoll, ab und zu etwas sehr nah am Abklatsch von «The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy».

Aber wie gesagt: Schnell vergeht Stunde um Stunde, und man hat erst an der Oberfläche gekratzt: Crashlands ist wirklich sehr umfangreich und jeden Rappen wert.

 

MONUMENT VALLEY  (iOS und Android), 4 Franken, ab 4 Jahren

Zwar schon etwas älter, aber keineswegs veraltet ist «Monument Valley». Das Gewinnerspiel des Apple Design Awards über eine stumme Prinzessin, die durch Drehung der umgebenden Welt zum Ausgang geführt werden muss, ist ein in vielerlei Hinsicht fantastisches Erlebnis.

Da ist einerseits die wunderschöne Grafik, die auch höchst anspruchsvolle Design-Fans befriedigen wird, andererseits die grossartigen optischen Illusionen, die mit zum Spielinhalt werden. Selten hat ein Spiel so geschickt Form und Funktion vereint (und deshalb wohl auch den Apple-Preis bekommen).

PS: Ein weiterer Tipp ist auch der Apple Design Award Gewinner 2015, SHADOWMATIC. Das faszinierende Spiel mit Licht und Schatten fesselt von der ersten Sekunde an.

 

A BREATHTAKING PICNIC (iOS und Android), gratis – nur in Englisch und Italienisch, ab 3 Jahren

Mehr Leitfaden als Spiel ist das von der italienischen Lebensrettungsgesellschaft iRC herausgegebene «A Breathtaking Picnic». Darin werden verschiedene lebensgefährliche Situationen wie Herzstillstand oder Blockierung der Atemwege mit niedlichen Tieren dargestellt.

Kinder lernen in einem E-Book, wie mit den jeweiligen Situationen umzugehen ist, und können im Rahmen mehrerer Mini-Spiele das Erlebte wiederholen. Eine sehr sinnvolle Sache – schade, dass die App nicht auf Deutsch erhältlich ist.

Wenn das Kind Englisch oder Italienisch beherrscht, sicher eine unbedingte Empfehlung, zumal das Ganze auch noch kostenlos ist.

 

slither.io (iOS und Android), kostenlos mit Werbungab 3 Jahren

Ältere Generationen kennen bestimmt noch das Kultspiel Snake, welches auf allen Nokia-Mobiltelefonen vorinstalliert war. Durch Tastendruck lenkt man eine Schlange, welche durch Fressen von Punkten immer länger wird. Frisst sie sich selbst oder kommt an den Rand, ist das Spiel vorbei.

Ein weiteres Kultspiel war Tron. Zwei futuristische Motorräder rasen durch ein stilisiertes Labyrinth und ziehen ihre Fahrspur wie eine Wand hinter sich her. Das Ziel ist es, dem Gegner die Weiterfahrt zu blockieren und ihn gegen eine Wand fahren zu lassen.

«Slither.io» kombiniert nun diese beiden Games und wurde innert Wochen zum Nummer-1-Hit aller App-Stores. Man steuert eine Schlange, die sich in einer unendlichen Welt bewegt und dabei Punkte frisst und immer grösser wird. Da sie allerdings stets mit anderen Schlangen in der Welt unterwegs ist, kommt das Tron-Prinzip zum Tragen: Versperrt eine Schlange der anderen den Weg, ist die blockierte weg und andere können ihre Punkte «fressen».

Das Spiel unterhält durchaus, ist aber weder grafisch noch spielerisch sonderlich brilliant. Da aber kaum ein Kind das Game nicht kennt, muss man es wohl oder übel auf dem Smartphone haben, um mitreden zu können respektive sicher zu sein, dass das eigene Kind nach der Kinderdisco im Grüppchen der neugewonnenen besten Freunde nicht zu den absoluten Versagern zählt.

 

» Noch ein wichtiger Abschlusstip:

Die meisten Fluggesellschaften erlauben die Mitnahme sogenanner Powerbanks; das sind mobile Akkus zur Wiederaufladung von Smartphones und Tablets. Wer also sicherstellen will, dass nicht nach vier Stunden das grosse Weinen beginnt, schlägt also am Besten noch schnell beim Elektronikhändler des Vertrauens zu.

Und damit: Gute Reise!

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