Papst begnadigt ehemaligen Kammerdiener Gabriele

Kurz vor Weihnachten hat Papst Benedikt XVI. seinen ehemaligen Kammerdiener Paolo Gabriele begnadigt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat Gabriele im Gefängnis aufgesucht und ihm die Nachricht überbracht.

Paolo Gabriele (vorne links) unterwegs mit Papst Benedikt XVI. im Jahr 2010 (Archiv) (Bild: sda)

Kurz vor Weihnachten hat Papst Benedikt XVI. seinen ehemaligen Kammerdiener Paolo Gabriele begnadigt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat Gabriele im Gefängnis aufgesucht und ihm die Nachricht überbracht.

Dies teilte der Papstsprecher Federico Lombardi am Samstag mit. Gabriele war in der sogenannten Vatileaks-Affäre im Oktober wegen Dokumentendiebstahls von einem vatikanischen Gericht zu anderthalb Jahren Haft verurteilt worden.

Lombardi sprach von einem „sehr väterlichen Akt“ des Papstes. Die Begegnung habe eine Viertelstunde gedauert. Anschliessend sei Gabriele zu seiner Frau und seinen drei Kindern in seine Wohnung im Vatikan zurückgekehrt.

Wie der Vatikan mitteilte, darf Gabriele aber künftig weder seine Arbeit wieder aufnehmen noch im Vatikan wohnen. Der Heilige Stuhl, der auf die „ernsthafte Reue“ Gabrieles vertraue, wolle dennoch dabei helfen, dass er wieder ein sorgenfreies Leben mit seiner Familie führen könne.

Gabriele wollte „dem Papst helfen“

Gabriele galt als dem Papst treu ergeben. Er hatte ausgesagt, die gestohlenen Papiere an die Medien weitergegeben zu haben, um dem Papst zu helfen und gegen „das Böse und Korruption“ vorzugehen. Vor Gericht bezeichnete sich Gabriele als des Diebstahls unschuldig und begründete sein Handeln damit, dass er das Gefühl gehabt habe, der Papst sei „manipuliert“ worden.

Gabriele war zunächst zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorsitzende Richter reduzierte die Strafe jedoch bei der Urteilsverkündung im Oktober aufgrund früherer Verdienste Gabrieles um den Kirchenstaat sowie seiner Entschuldigung beim Papst um die Hälfte. Der Kammerdiener legte keine Berufung ein.

Gabriele war im Mai festgenommen worden. Nach 53 Tagen Haft war er zunächst unter Hausarrest gestellt worden, bevor er im Oktober zu der 18-monatigen Haftstrafe verurteilt wurde.

Auch Informatiker begnadigt

In der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Dokumente aus dem Vatikan war im November auch der Informatiker Claudio Sciarpelletti zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er wurde am Samstag ebenfalls vom Papst begnadigt, wie der Vatikan mitteilte. Sciarpelletti wird seine Arbeit im Vatikan wieder aufnehmen können.

Ermittler hatten in Sciarpellettis Schreibtisch einen an Gabriele adressierten Umschlag gefunden. Darin befanden sich Kopien von Papieren, die der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi von Gabriele erhalten hatte und in seinem Enthüllungsbuch „Seine Heiligkeit“ veröffentlichte.

Weitere Ermittlungen

Laut Ermittlungen hatte Gabriele Nuzzi zahlreiche kopierte Briefe und Geheimdokumente aus der Wohnung des Papstes weitergereicht. Als die Dokumente veröffentlicht wurden, spekulierten Beobachter, innervatikanische Flügelkämpfe seien die wahre Ursache für den Vertrauensbruch gewesen, eines der Angriffsziele sei Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.

Nuzzis Buch sorgte in den vergangenen Monaten weltweit für Schlagzeilen. Die Affäre um Gabriele ist mit der Begnadigung des Papstes zwar beendet, der „Vatileaks“-Skandal dürfte aber weitergehen. Die vatikanische Polizei ermittelt noch wegen hunderten Enthüllungen an die Presse, da bestimmte Dokumente von den Medien veröffentlicht wurden, die nicht von Gabriele stammen.

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