Papst Benedikt XVI. hat am Ende seines Kuba-Besuchs das US-Embargo gegen den sozialistischen Karibikstaat kritisiert. Gleichzeitig forderte Benedikt bei seinem Abschied auf dem Flughafen von Havanna die kubanische Regierung indirekt auf, alle Kubaner an der Erneuerung ihrer Gesellschaft zu beteiligen.
„Niemand sollte durch die Einschränkung seiner Grundfreiheiten daran gehindert werden, an dieser spannenden Aufgabe (der Erneuerung der Gesellschaft) teilzunehmen, und keiner fühle sich ausgeschlossen durch Nachlässigkeit oder Mangel an Ressourcen – eine Situation, die sich verschärft, wenn von aussen auferlegte restriktive wirtschaftliche Massnahmen schwer auf der Bevölkerung lasten“, erklärte er, ohne die USA namentlich zu benennen.
Washington hatte die Sanktionen gegen Kuba zu Beginn der 1960er Jahre verhängt. Damals übernahmen dort kommunistische Revolutionäre unter Führung Fidel Castros die Macht.
Dessen Bruder und heutige Staatschef Raúl Castro zeigte sich in einer kurzen Ansprache zum Abschied zufrieden mit dem Papstbesuch, der in einem „Kontext des gegenseitigen Verständnisses“ abgelaufen sei. Anschliessend reiste der Papst nach Rom zurück, wo er am Donnerstagvormittag eintraf.
„Lebendige Diskussion“ mit Fidel Castro
Kurz vor der Abschiedszeremonie am Flughafen war Benedikt am Rande der offiziellen Agenda mit Revolutionsführer Fidel Castro zu einem halbstündigen Gespräch zusammengetroffen. „Es war eine sehr lebendige Diskussion, ein echter Meinungsaustausch“, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Das Gespräch sei „intensiv und herzlich“ gewesen.
Fidel Castro habe dem Papst mehrere Fragen gestellt, um dessen Meinung zu bestimmten Themen zu hören, fügte Lombardi hinzu. Der ehemalige Jesuitenschüler und spätere Revolutionsführer widme sein Leben heute „der kulturellen Reflexion über die heutige Welt“.
Wie der Vatikan-Sprecher weiter mitteilte, sagte Fidel Castro, er habe die Papst-Reise in Kuba im Fernsehen verfolgt. Die beiden Männer hätten zudem ihr hohes Alter angesprochen.
Der Vatikan habe seit einiger Zeit gewusst, dass Fidel Castro den grossen Wunsch gehabt habe, den Papst zu treffen, ergänzte Lombardi. Castro hatte 1998 auch den früheren Papst Johannes Paul II. während dessen Besuch in Kuba getroffen.