Fernab vom Trubel in Rom hat Papst Franziskus am Donnerstag sein erstes Amtsjubiläum begangen. Lediglich im Kurznachrichtendienst Twitter meldete sich der Pontifex am Donnerstag öffentlich zu Wort.
«Betet für mich!» schrieb er seinen zwölf Millionen «Followern» in neun Sprachen. Der Papst befindet sich seit dem Wochenende mit den Kurienkardinälen zu Einkehrtagen anlässlich der Fastenzeit in einem kleinen Dorf südöstlich von Rom und wird erst am Samstag wieder in den Kirchenstaat zurückkehren.
Für seine schlichte Art bekannt, machte der Papst aus dem Jahrestag keine grosse Sache: «Er betet, es gibt nichts Spezielles, der Tag unterscheidet sich nicht von den anderen Tagen», sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Donnerstag.
Er wollte keine Feier. Die zahlreichen Glückwünsche aus aller Welt erreichten ihn deshalb praktisch nicht, zumal im Vatikan wegen des Jahrestages Festtagsruhe herrschte.
Franziskus hat mit einem offenen neuen Stil, einer demütigen Haltung und dem Plädoyer für eine «arme Kirche der Armen» als Nachfolger von Benedikt XVI. starke Akzente gesetzt.
Auftrieb für katholische Kirche in der Schweiz
Die Schweizer Bischöfe erhoffen sich von Papst Franziskus einen Aufschwung für die römisch-katholische Kirche in der Schweiz. Dies teilte der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Markus Büchel, in einem Communiqué mit. «Wir Schweizer Bischöfe hoffen und beten, dass sich dieser Auftrieb in den kommenden Jahren fortsetzt», schreibt der St. Galler Bischof.
Auch der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill gratulierte Franziskus zu einem effektiven ersten Amtsjahr. In einem Schreiben an den Pontifex begrüsste Kirill die Entwicklung der Beziehungen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. Der Brief gilt als weiterer Schritt der Annäherung zwischen dem Vatikan und den Orthodoxen.
Neben den Gratulationen von Staatschefs und einfachen Gläubigen haben die Medien in aller Welt dieses erste Jahr des Pontifikats von Jorge Mario Bergoglio ausführlich nachgezeichnet und gewürdigt. In Italien wird er als «sanfter Revolutionär» und «Brückenbauer» zwischen dem Vatikan und den Gläubigen“ hervorgehoben.
Der Papst als Medienphänomen
Franziskus werfe aber noch viele Fragen auf, meinte am Jahrestag der Wahl die Turiner Tageszeitung «La Stampa»: «Ist er grossteils ein Medienphänomen? Geht es ihm allein um seelsorgerische Erneuerung? Oder beginnt in der Kunst der Auslegung der Kirchendoktrin eine neue Phase?».
Eine Eurispes-Umfrage in Italien ergab ein Plebiszit für den Papst: 87 Prozent der Befragten schätzen ihn und seine Art, das zuvor untergrabene Vertrauen in die Kirche ist immerhin wieder auf 50 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Wert seit etwa sechs Jahren.
Vom «Time»-Magazin wurde er zur Persönlichkeit des Jahres gekürt und auch das Musikmagazin «Rolling Stone» hob ein Bild des Papstes auf seinen Titel. Dem 77-Jährigen selbst ist der Personenkult jedoch zuwider. «Den Papst als Superman darzustellen, als eine Art Star, scheint anstössig», sagte er kürzlich in einem Interview. «Ich mag diese Papst-Franziskus-Mythologie nicht.»