Korruption, Drogenhandel, Rassismus, bittere Armut und schwierige Resozialisierung von Gefangenen – all diese Themen hat der argentinische Papst auf seiner einwöchigen Südamerikareise abgehandelt.
Krönender Abschluss war am Sonntag eine Messe vor mehr als einer Million Gläubigen in Paraguays Hauptstadt Asunción, der dritten und letzten Station nach Ecuador und Bolivien. Am Gottesdienst unter freiem Himmel nahm neben dem paraguayischen Staatschef Horacio Cartes auch Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner teil.
Vor der Messe auf dem Militärgelände von Ñu Guazú acht Kilometer ausserhalb der Hauptstadt besuchte Papst Franziskus ein Armenviertel in Asunción, in dem rund 100’000 Menschen leben, die wiederholt Überschwemmungen ausgesetzt sind. Der 78-Jährige sieht sich gerade als «Anwalt der Armen» – in Bolivien hatte er auch die umstrittene Gefangenenstadt Palmasola besucht.
Enge Bindungen
Der erste Jesuit auf dem Papststuhl unterhält enge Bindungen zu Paraguay. In Buenos Aires, wo er Erzbischof war, hatte Jorge Bergoglio viel mit der dortigen paraguayischen Gemeinde zu tun.
Ihr gehören etwa zwei Millionen Menschen an, die grösstenteils vor der Armut in Paraguay flüchteten. Paraguay ist überdies die grösste jesuitische Mission in Südamerika. Von 1610 bis 1767 bestand dort ein Jesuitenstaat, nachdem der Jesuitenorden Ende des 16. Jahrhunderts mit der Christianisierung der Guaraní-Indianer begonnen hatte.
Zehntausende Menschen hatten den Papst zum Auftakt seines dreitägigen Paraguay-Besuchs auf dem Weg vom Flughafen nach Asunción begeistert empfangen.
Am Samstag feierte das katholische Kirchenoberhaupt am Marienheiligtum von Caacupé bei Asunción eine grosse Freiluftmesse. In dem Ort steht Paraguays grösste Basilika, die Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Paraguay 1988 weihte.
Historische Rolle der Frauen gewürdigt
In seiner Predigt würdigte Franziskus die historische Rolle der paraguayischen Frauen. Die Frauen, Ehefrauen und Mütter hätten «unter grossen Entbehrungen und Opfern ein besiegtes, zerstörtes und vom Krieg zu Boden geworfenes Land wieder aufgerichtet», sagte er. Sie hätten Paraguay «den Glauben und die Würde» bewahrt.
Der 78-jährige Argentinier nahm damit Bezug auf den Krieg der Tripel-Allianz von Argentinien, Brasilien und Uruguay gegen Paraguay von 1864 bis 1870. Nahezu die gesamte männliche Bevölkerung Paraguays wurde damals ausgelöscht. An der Papstmesse in Caacupé nahmen etwa eine Million Gläubige teil. Auch aus Brasilien und Argentinien waren zahlreiche Menschen angereist.
In einem kleinen Stadion in Asunción wandte sich Franziskus später vor 5000 Menschen aus der Zivilgesellschaft – darunter Gewerkschafter und Bauernführer – gegen Korruption. Diese suche Gesellschaften wie in Paraguay gleich einem «Wundbrand» heim. Der Papst kritisierte ausserdem die «Ideologien», die «keine Rücksicht auf das Volk» nähmen und nur zur «Diktatur» führten.
Politisch Verantwortliche sollten «nicht Menschenleben auf dem Altar von Geld und Profit opfern». Notwendig sei eine «wirtschaftliche Entwicklung mit humanen Gesicht», sagte der Papst.
Stabile Demokratie gewürdigt
Während eines Empfangs im Präsidentenpalast würdigte Franziskus am Samstag die «solide und stabile» Demokratie in Paraguay, wo von 1954 bis 1989 der deutschstämmige Militärdiktator Alfredo Stroessner an der Macht war.
Franziskus rief die derzeitige Regierung unter dem konservativen Unternehmer Horacio Cartes zum Kampf gegen die soziale Ungleichheit auf. Cartes ist ein Absolvent der deutschen Goethe-Schule in Asunción und einer der reichsten Männer des Landes.
Paraguay, dessen sieben Millionen Einwohner zu 90 Prozent Katholiken sind, ist das katholischste Land Lateinamerikas und zugleich eines seiner grössten Armenhäuser.
Franziskus‘ Rückflug nach Rom war nach der Grossmesse in Asunción geplant. Im September kehrt er für einen Besuch in Kuba erneut in seinen Heimatkontinent zurück.