Papst Franziskus verurteilt Ungerechtigkeit des Slum-Lebens

Papst Franziskus hat in Kenia die «abscheuliche Ungerechtigkeit» verurteilt, die Millionen Menschen zum Leben in Slums zwingt. Dafür seien Minderheiten verantwortlich, die sich nur um Geld und Macht sorgten, aber nicht um das Gemeinwohl, sagte der Papst am Freitag.

Im offenen Papamobil fährt der Papst durch Kangemi. In seiner Rede verurteilt er anschliessend, dass viele Menschen durch Ungerechtigkeit und Profitgier in die Armut getrieben werden. (Bild: sda)

Papst Franziskus hat in Kenia die «abscheuliche Ungerechtigkeit» verurteilt, die Millionen Menschen zum Leben in Slums zwingt. Dafür seien Minderheiten verantwortlich, die sich nur um Geld und Macht sorgten, aber nicht um das Gemeinwohl, sagte der Papst am Freitag.

Die Bewohner in Nairobis Armenviertel Kangemi hatten den im offenen Papamobil ankommenden Papst mit begeistertem Jubel empfangen. Der Besuch in dem Armenviertel gilt als eine der wichtigsten Stationen der sechstägigen Afrika-Reise des Papstes.

Die Armen hätten einen besonderen Platz in seinem Leben und seinen Entscheidungen, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. «Ich bin hier, weil ich möchte, dass ihr wisst, dass mir eure Freuden und Hoffnungen, eure Ängste und Traurigkeiten nicht gleichgültig sind.»

Alle Familien hätten das Recht auf ein solides Dach über dem Kopf, trinkbares Wasser, eine Toilette und Strom, forderte Franziskus in der Kirche von Kangemi. Dort leben etwa 100’000 Menschen auf engstem Raum zusammen. Mehr als die Hälfte der rund 3 Millionen Einwohner Nairobis lebt in Slums.

Zugang zu Trinkwasser ist Menschenrecht

Eine Slumbewohnerin appellierte in einer emotionalen Ansprache an den Papst, sich bei der Regierung für die Nöte der Menschen in Kangemi einzusetzen. «Menschen in den informellen Siedlungen in Kenia haben keinen Zugang zu Wasser – oft ist es rationiert, von schlechter Qualität oder ungeniessbar», sagte Pamella Akwede.

Franziskus bezeichnete den Zugang zu sicherem Trinkwasser als fundamentales Menschenrecht. «Einer Familie unter irgendeinem bürokratischen Vorwand das Wasser zu verweigern, ist eine grosse Ungerechtigkeit, vor allem, wenn aus dieser Not ein Nutzen gezogen wird.»

Menschen seien wichtiger als der «Gott des Geldes», sagte Franziskus. Der 78-jährige Argentinier hat die Bekämpfung der Armut zu einem Kernanliegen seines Pontifikats gemacht.

Nonne fordert mehr Präsenz der Kirche

Eine in Kangemi tätige Nonne berichtete dem Papst eindrücklich von den Problemen der Slumbewohner, von fehlender Wasserversorgung und Sanitäreinrichtungen bis zur mangelnden Gesundheitsversorgung und grassierender Korruption seitens der Behörden. Sie äusserte jedoch auch Kritik an der Kirche.

«Wir müssen in den Slums präsenter sein», forderte sie. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung Nairobis in Slums lebe, seien dort nur 4 Prozent des Kirchenpersonals aktiv, hiess es in ihrem vorbereiteten Redetext.

Die Afrika-Reise nach Kenia, Uganda und in die Zentralafrikanische Republik ist die elfte Auslandreise seit Franziskus‘ Wahl zum Papst im März 2013. Afrika ist die Weltregion, in der die katholische Kirche am meisten wächst.

Am Freitag sollte Franziskus in Nairobi noch vor Jugendlichen eine Messe feiern. Am Nachmittag stand der Weiterflug nach Uganda auf dem Programm.

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