Papst in Ägypten: Nur «Extremismus der Nächstenliebe» zulässig

Zum Abschluss seiner Ägyptenreise hat Papst Franziskus bei einer Messe vor Tausenden Gläubigen vor religiösem Fanatismus gewarnt. «Der einzige Extremismus, der Gläubigen erlaubt ist, ist der der Nächstenliebe», sagte Franziskus in einem Stadion ausserhalb Kairos.

Papst Franziskus begrüsst die Gläubigen im Stadion. (Bild: sda)

Zum Abschluss seiner Ägyptenreise hat Papst Franziskus bei einer Messe vor Tausenden Gläubigen vor religiösem Fanatismus gewarnt. «Der einzige Extremismus, der Gläubigen erlaubt ist, ist der der Nächstenliebe», sagte Franziskus in einem Stadion ausserhalb Kairos.

Jeder andere Extremismus komme nicht von Gott und gefalle ihm nicht, sagte das Kirchenoberhaupt. Der Glaube schaffe es, Dialog, Respekt und Brüderlichkeit zu verbreiten.

Aus Sorge vor Anschlägen in dem muslimisch geprägten Land fand der Gottesdienst im Militärstadion unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. An den abgeriegelten Strassen aus der Stadt in die Arena standen Tausende Sicherheitskräfte, auch am Einlass gab es penible Kontrollen. Die Besucher mussten ihre Mobiltelefone abgeben.

Christen werden in Ägypten immer wieder Ziel von Angriffen. Erst vor knapp drei Wochen starben mehr als 40 Menschen bei einem Anschlag auf zwei koptische Kirchen im Norden des Landes. Etwa zehn Prozent der rund 94 Millionen Ägypter sind Christen, die meisten Kopten. Im Land leben nur rund 270’000 Katholiken.

Fröhlichkeit trotz leerer Ränge

Statt der erwarteten 25’000 Menschen kamen laut Vatikan rund 15’000 zur Papst-Messe. Trotz leerer Ränge war die Stimmung fröhlich. Menschen schwenkten ägyptische Fähnchen, während vor der Messe laute Musik durch die Arena hallte. Militärhelikopter kreisten über dem Gelände in der Wüste.

«Franziskus‘ Besuch ist sehr wichtig, vor allem in dieser Zeit des Terrors. Nicht nur für Christen, sondern für alle Ägypter», sagte Heidi Beschir, die für das Aussenministerium in Kairo arbeitet und zu der Messe gekommen war. Besucher Gabriel Romanelli aus Alexandria bezeichnete den Besuch als «grosses Geschenk Gottes» und «Zeichen des Vertrauens» in die Sicherheit des Landes.

Kurz vor seinem Abflug traf der 80-Jährige Franziskus noch katholische Geistliche und sprach ihnen Kraft zu, um den interreligiösen Dialog weiter voranzutreiben: «Inmitten vieler Gründe zur Entmutigung (…) seid ihr die Lokomotive, die einen Zug vorwärts zieht, geradeaus, dem Ziel entgegen; seid ihr Aussäer der Hoffnung, Brückenbauer und Arbeiter des Dialogs und der Eintracht.»

Populismus verurteilt

Der Papst war am Freitag in Ägypten angekommen und hatte am ersten Tag die Religionen zu einem verstärkten Einsatz gegen Extremismus und gegen Gewalt aufgerufen. Ausserdem verurteilte er Hass sowie «demagogischen Populismus». Franziskus warnte davor, dass Religion politisch missbraucht werde.

Am Samstagnachmittag flog der Papst zurück nach Rom. Präsident Abdel Fattah al-Sisi verabschiedete ihn auf dem Rollfeld persönlich. In einem Telegramm an das Staatsoberhaupt bedankte sich Franziskus für die Gastfreundschaft am Nil.

Ziel erreicht

Ischak Ibrahim, Religionsexperte der Ägyptischen Initiative für Persönlichkeitsrechte (EIPR), wertete den Papstbesuch als Erfolg. Franziskus habe sein Ziel der Stärkung des interreligiösen Dialogs durchaus erreicht. Vor allem eine gemeinsame Erklärung zur Ökumene und weiteren Annäherung mit der koptischen Kirche könne in der Zukunft positiven Einfluss haben.

Die ägyptische Bevölkerung habe den Besuch jedoch gespalten aufgenommen. Während einige die Wichtigkeit des Besuches erkannten, sei er einem grossen Teil der Bevölkerung weitgehend egal gewesen. Viele Ägypter hätten die internationale Bedeutung des Papstes gar nicht einordnen können.

Menschheit in Gefahr

Auf dem Rückflug von Kairo nach Rom äusserte sich das Katholiken-Oberhaupt am Samstag zum Nordkorea-Konflikt. Papst Franziskus rief dabei zu einer diplomatischen Lösung auf und warnte vor einer Eskalation der Krise. «Ich rufe immer dazu auf, die Probleme auf diplomatischem Weg zu lösen», sagte er während des Fluges zu Journalisten. Ein Staat wie beispielsweise Norwegen sollte versuchen, zwischen Nordkorea und den USA zu vermitteln, betonte der Pontifex.

«Denn ein erweiterter Krieg würde heute (…) einen guten Teil der Menschheit, der Kultur zerstören. Alles, alles. Es wäre schrecklich. Ich glaube, die Menschheit könnte das heute nicht aushalten.» Die Vereinten Nationen müssten in der Krise ihre Vermittlungen verstärken.

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