Der frühere Papst Johannes Paul II. hat laut BBC-Recherchen jahrzehntelang eine intensive Verbindung zu einer verheirateten Frau gehabt. Es deute aber nichts auf einen Bruch des Zölibats hin.
Ein Dokumentarfilm, den der britische Sender am Montagabend ausstrahlen wollte, enthüllt Auszüge aus Briefen, die Johannes Paul II. der US-Philosophin Anna-Teresa Tymieniecka schrieb.
Laut BBC machten der Papst und die verheiratete Philosophin gemeinsam Ski- und Campingurlaube und gingen wandern. Einige der Briefe deuteten demnach auf intensive Gefühle hin. So nannte der damalige Kardinal Karol Wojtyla Tymieniecka in einem Brief vom September 1976 ein «Geschenk Gottes».
» Zum ausführlichen Artikel von BBC (Englisch)
«Meine Liebe Teresa», schrieb er an seine Freundin, die wie er aus Polen stammte. «Du schreibst, dass Du zerrissen bist, aber ich finde keine Antwort auf diese Worte.» Wojtyla fügte hinzu, dass er sie «überall, in allen Situationen, spüre», auch wenn sie «weit weg» sei.
«Mehr als Freunde, aber weniger als Liebhaber»
Der Autor des Films, BBC-Journalist Edward Stourton, sagte, die beiden seien «mehr als Freunde, aber weniger als Liebhaber» gewesen. Es deute nichts auf einen Bruch des Zölibats hin. «Diese Briefe sind der aussergewöhnlichste Einblick ins Privatleben einer der bekanntesten Persönlichkeiten aller Zeiten», sagte Stourton.
Grundlage für den Dokumentarfilm sind mehr als 350 Briefe aus der Feder Johannes Paul II., die Tymieniecka 2008 der polnischen Nationalbibliothek überliess. Der erste Brief datiert aus dem Jahr 1973, als die Philosophin und der Geistliche sich kennenlernten, den letzten verfasste Johannes Paul II. wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 2005.
Karol Wojtyla wurde 1978 zum Papst gewählt und blieb bis zu seinem Tod 2005 Oberhaupt der katholischen Kirche. Tymieniecka starb 2014.
_
Der Dokumentarfilm «The Secret Letters of Pope John Paul II» ist am Montagabend auf der Webseite von BBC zu sehen.