Papst Franziskus hat eingeräumt, dass es im Vatikan Korruption gibt. «Es gibt Korruption, doch ich lasse mich davon nicht aus der Ruhe bringen», sagte das 80-jährige Kirchenoberhaupt aus Argentinien im Gespräch mit Leitern verschiedener Ordensgemeinschaften.
Das vom Direktor der Jesuitenzeitschrift «La Civiltà Cattolica», Antonio Spadaro, aufgezeichnete Gespräch veröffentlichte die Mailänder Tageszeitung «Corriere della Sera» am Donnerstag.
Wenn es ein Problem gebe, schreibe er einen Zettel an den Heiligen Josef und lege ihn unter eine Statue in seinem Zimmer, der Statue eines schlafenden Josef, der inzwischen schon auf einer Matratze von Zetteln schlafe, so der Papst. «Deswegen schlafe ich gut.»
Es sei eine Gnade Gottes. «Ich schlafe immer sechs Stunden und ich bete.» Er nehme nie Schlaf- oder Beruhigungsmittel, versicherte der Pontifex. Seitdem er zum Papst gewählt worden sei, sei er innerlich viel ruhiger.
«In Buenos Aires war ich besorgter, ich gebe es zu. Seitdem ich zum Papst gewählt worden bin, habe ich eine einmalige Erfahrung tiefen Friedens erlebt. Dieser Frieden verlässt mich nicht mehr. Ich lebe in Frieden, ich kann es nicht erklären.»
Saat von Missbrauch «verheerend»
Franziskus befasste sich in dem Gespräch mit den Ordensvertretern auch mit dem Thema des Kindesmissbrauchs durch Geistliche. «Von vier Personen, die sich des Kindesmissbrauchs schuldig machen, sind zwei ihrerseits missbraucht worden. Man sät Missbrauch für die Zukunft: Das ist verheerend.»
Wenn Priester oder Geistliche involviert seien, sei es offenkundig, dass der Teufel am Werk sei, der das Werk Jesu‘ zerstöre. «Man muss offen sprechen: Das ist eine Krankheit. Wenn wir nicht überzeugt sind, dass das eine Krankheit ist, kann man das Problem nicht wirklich lösen», sagte Franziskus.
Wichtig sei, immer die seelische Reife der Kandidaten für das Priesteramt zu prüfen. «Man darf nie Kandidaten aufnehmen, die bereits von anderen Seminaren oder Instituten abgelehnt wurden, ohne dass man klare und detaillierte Informationen über die Gründe dieser Ablehnung einholt», so der Papst.