Papst Franziskus hat am Montag 5000 Sinti und Roma aus Europa, Amerika und dem Nahen Osten in Audienz empfangen. Er rief die Roma dazu auf, sich stärker in die Gesellschaft zu integrieren und die Gesetze zu respektieren.
Roma dürften Medien und der Öffentlichkeit keine Gelegenheit geben, «über Euch schlecht zu reden», sagte der Papst. «Ihr seid selbst Protagonisten Eurer Gegenwart und Zukunft. Wie alle Bürger könnt Ihr zum Wohlstand und Fortschritt der Gesellschaft beitragen, indem Ihr die Gesetze respektiert, Eure Pflichten erfüllt und Euch durch die Emanzipation der neuen Generationen integriert», betonte der Pontifex.
Ausdrücklich rief der Papst die Roma auf, als gute Christen zu leben und «Falschheiten, Betrügereien und Streit» zu vermeiden.
Franziskus appellierte an die Roma, ihre Kinder in die Schule zu schicken. «Es ist bekannt, dass die unzulängliche Schulausbildung vieler Eurer Jugendlichen die wichtigste Hürde zum Zugang zur Berufswelt ist. Eure Kinder haben das Recht, in die Schule zu gehen. Ihr dürft ihnen das nicht verbieten», drängte der Heilige Vater.
Vorurteile und Misstrauen ausmerzen
«Ich hoffe, dass auch für Euer Volk eine neue Geschichte beginnt. Man muss das Blatt wenden. Die Zeit ist gekommen, um seit Jahrhunderten bestehende Vorurteile und gegenseitiges Misstrauen auszumerzen, das oft die Basis von Diskriminierung, Rassismus und Xenophobie sind», betonte der Papst, der den Applaus der Anwesenden erntete.
Der Pontifex drängte auf bessere Lebensbedingungen für die Minderheit, deren Angehörige grösstenteils in Staaten Osteuropas leben. «Wir wollen nicht mehr Familientragödien erleben, in denen Kinder wegen der Kälte oder in einem Brand sterben oder zu Gegenständen in den Händen pervertierter Personen werden», sagte der Papst. Er bezog sich dabei auf Vorfälle, die zuletzt Roma in Italien betroffen hatten.
Internationale Wallfahrt
Das Treffen fand im Rahmen einer internationalen Wallfahrt statt, die vom Päpstlichen Rat für die Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs organisiert wird. Anlass ist der 50. Jahrestag des Besuchs Pauls VI. in der Wohnwagen- und Zeltstadt Pomezia südlich von Rom. In der Zeltstadt Pomezia war es im September 1965 zu einem Treffen zwischen Papst Paul VI. und etwa 3000 Roma gekommen, die aus ganz Europa angereist waren, um sich dort vom Papst segnen zu lassen.
In Italien leben 180’000 Roma, sie machen 0,25 Prozent der italienischen Bevölkerung aus, das liegt unter dem Durchschnitt anderer europäischer Länder wie Griechenland, Spanien und Frankreich. 8000 Roma leben in der Hauptstadt Rom, die Hälfte davon in Siedlungen. Der Umgang mit Roma in Italiens Grossstädten sorgt seit längerem für Diskussionen. Viele Roma leben in den Metropolen in behelfsmässigen Siedlungen, die zum Teil aus baufälligen Wohncontainern und Holzhütten ohne Toilette bestehen.