Im Kampf gegen den Tabakkonsum will Frankreich als erstes Land in Europa Markennamen und Firmenlogos von Zigarettenschachteln verbannen. Künftig sollten nur neutrale Packungen verkauft werden, kündigte Gesundheitsministerin Marisol Touraine am Donnerstag in Paris an.
Frankreich will damit dem Beispiel Australiens folgen, wo seit Dezember 2012 nur noch einheitliche grüne Zigarettenschachteln verkauft werden dürfen – statt Markenlogos und Namen sind auf ihnen abschreckende Bilder von Raucherlungen oder Krebsgeschwüren zu sehen. Der Name der jeweiligen Marke ist unten auf der Packung klein aufgedruckt.
Auch in Frankreich sollen künftig alle Zigarettenpackungen gleich aussehen – gleiche Grösse, gleiche Farbe und gleiche Schriftzüge. Beibehalten werden sollen die Warnhinweise wie «Rauchen tötet» oder «Rauchen schadet der Gesundheit», die bereits seit mehreren Jahren europaweit vorgeschrieben sind.
Die französische Linksregierung erhofft sich von den Einheitsschachteln, die noch vom Parlament gebilligt werden müssen, dass Zigaretten damit weniger attraktiv werden und demzufolge weniger Menschen rauchen.
Zigarettenverkauf rückläufig
Frankreich verweist dabei auf Erfahrungen in Australien, das als bisher einziges Land neutrale Einheitsschachteln führt. Der Verkauf von Zigaretten ist dort stark zurückgegangen – von gut 3,5 Milliarden australischen Dollar im letzten Quartal 2012 auf 2,35 Milliarden im ersten Quartal 2014.
Die neutralen Zigarettenschachteln sind Teil eines Plans zur Krebsbekämpfung, den der französische Präsident François Hollande im Februar vorgestellt hat. Die neuen Anti-Tabak-Massnahmen zielen vor allem auf Jugendliche ab, die Experten zufolge besonders von bestimmten Marken angezogen werden.
Frankreich geht damit noch weiter, als eine neue EU-Richtlinie, derzufolge die Fläche von Zigarettenschachteln künftig zu 65 Prozent mit Warnhinweisen und Schockfotos bedeckt sein müssen.
Mit Klagen gedroht
Heftige Kritik äusserte die französische Zigarettenindustrie. «Wir verlieren unsere Marken, dies ist eine Verletzung des Rechts auf geistiges Eigentum», erklärte die Sprecherin des Tabakherstellers Seita, Céline Audibert. Branchenvertreter drohten zudem mit Schadenersatzklagen, die den Staat Beträge in Milliardenhöhe kosten könnten.
In Australien hatten mehrere führende Zigarettenhersteller vergeblich gegen die Einheitspackungen geklagt. Fünf Klagen vor der Welthandelsorganisation (WTO) sind allerdings noch anhängig: Sie wurden von Kuba, der Dominikanischen Republik, Honduras, Indonesien und der Ukraine gegen Australien eingereicht. Branchenvertreter erwarten im Fall der Fälle ähnliche Klagen gegen Frankreich vor der WTO.