Pariser Ministerin wegen nicht gesungener Nationalhymne kritisiert

Frankreichs Justizministerin Christiane Taubira ist von oppositionellen Konservativen und Rechtsextremen heftig attackiert worden. Sie hatte bei zwei Festakten die Nationalhymne nicht mitgesungen und sich zur Begründung gegen ein «Bühnen-Karaoke» ausgesprochen.

Christiane Taubira bei der Ankunft im Elysée-Palast (Archiv) (Bild: sda)

Frankreichs Justizministerin Christiane Taubira ist von oppositionellen Konservativen und Rechtsextremen heftig attackiert worden. Sie hatte bei zwei Festakten die Nationalhymne nicht mitgesungen und sich zur Begründung gegen ein «Bühnen-Karaoke» ausgesprochen.

Der Chef der konservativen UMP, Jean-François Copé, sagte am Montag dem Sender Europe 1, er sei über die Äusserungen der Sozialistin «wie Millionen Franzosen zutiefst schockiert». «Sie ist Ministerin. Es gibt Dinge, die kann man nicht sagen, die darf man nicht sagen.»

Taubira hatte auf ihrer Facebook-Seite bestätigt, bei Festakten zum Gedenken an die Abschaffung der Sklaverei am Samstag nicht die französische Nationalhymne Marseillaise mitgesungen zu haben. Sie begründete dies damit, dass die Hymne von Solisten gesungen worden sei und sie zugehört habe.

«Manche Anlässe verlangen Besinnlichkeit – und kein Bühnen-Karaoke», schrieb die dunkelhäutige Ministerin, die aus dem Übersee-Département Französisch-Guyana stammt.

Le

Pen fordert Entlassung

Die Chefin der rechtsextremen Partei Front National (FN), Marine Le Pen, forderte eine Entlassung Taubiras. «Indem sie die Marseillaise als ‚Bühnen-Karaoke‘ bezeichnet und sich weigert zu singen, hat Christiane Taubira ihr wahres Gesicht gezeigt, und das der Regierung.» Es handle sich um einen «symbolischen Beweis» für Taubiras «Verachtung für Frankreich, seine Geschichte, sein Volk, das die Hymne gerne singt und stolz auf sie ist».

Bildungsminister Benoît Hamon nahm seine Kabinettskollegin gegen die Kritik in Schutz. Er selbst und die meisten anderen Minister hätten am Samstag bei der Marseillaise ebenfalls nicht mitgesungen, weil eine Solistin gesungen habe. Taubira werde in Wirklichkeit attackiert, weil sie für die «lebende Demokratie» und die «Vielfältigkeit der französischen Gesellschaft» stehe.

Taubira war unter anderem als engagierte Verfechterin der vor einem Jahr in Frankreich eingeführten Homo-Ehe zu einer Zielscheibe für Attacken des konservativen Lagers geworden. Von rechtsextremen Politikern wurde sie wiederholt rassistisch beleidigt und etwa mit einem Affen verglichen.

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