Im Kanton Luzern werden am 10. Mai im zweiten Wahlgang zwei Regierungssitze vergeben, für die es wohl drei Kandidaturen gibt. Die Parteien mischen die Karten – zur Disposition steht ein bisheriger Regierungsrat, der Sitz der SP sowie der Sitzanspruch der SVP.
Weil bis Donnerstag 12 Uhr die Kandidaten für den zweiten Wahlgang gemeldet sein müssen, jagen sich die Sitzungen der Parteigremien. Den Anfang haben die Grünen gemacht. Sie entschieden, ihren Kandidaten Michael Töngi zurückzuziehen.
Katharina Meile, Co-Präsidentin der Grünen, begründete den Entscheid des Vorstandes und der Wahlgruppe auf Anfrage damit, dass Töngi 14’000 Stimmen weniger als SP-Kandidatin Felicitas Zopfi erzielt habe. Im zweiten Wahlgang müssten die Kräfte gebündelt werden, um den linken Sitz in der Regierung zu verteidigen. Luzern dürfe nicht von bürgerlichen Männern in die Sackgasse geführt werden.
Zopfi, die hinter den bürgerlichen Mitbewerbern zurückgeblieben war, muss den durch den Rücktritt von Yvonne Schärli freiwerdenden einzigen Linken- und Frauensitz in der fünfköpfigen Regierung verteidigen. Bei der SP ist die Kandidatur Zopfi für den zweiten Wahlgang unbestritten, wie Parteipräsident Daniel Gähwiler auf Anfrage sagte. Nominiert wird am Dienstagabend.
Gewählt worden waren am Sonntag erst drei Bisherige, nämlich Guido Graf und Reto Wyss (beide CVP) sowie Robert Küng (FDP). Der bürgerliche, aber parteilose Regierungsrat Marcel Schwerzmann blieb unter dem absoluten Mehr. Er tritt erneut an.
«In Griffnähe»
Fast gleich gut wie Schwerzmann schloss Paul Winiker ab, der für die SVP den 2007 an Schwerzmann verlorenen Regierungssitz zurückholen soll. Parteipräsident Franz Grüter sagte am Montag, ein SVP-Sitz sei nun in Griffnähe.
Es ist davon auszugehen, dass die SVP-Delegierten am Dienstagabend Winiker einstimmig für den zweiten Wahlgang nominieren. Eine Wahlempfehlung für den zweiten freien Sitz werde die SVP wohl nicht abgeben, sagte Grüter. Für sie sei sowohl eine Konkordanzlösung – mit SP-Frau Zopfi – wie auch eine rein bürgerlichen Regierung – mit dem parteilosen Schwerzmann – ein gangbarer Weg.
Ob nach dem 10. Mai Schwerzmann nach acht Jahren Regierungstätigkeit sein Büro räumen muss, ob die SP nach 56 Jahren aus der Regierung fällt oder ob die SVP als zweitstärkste Partei weiterhin in der Opposition bleibt, könnte auch davon abhängen, welche Wahlempfehlungen CVP und FDP am Mittwochabend beschliessen.
Meinungen noch nicht gemacht
Bei der FDP wird gemäss Parteipräsident Peter Schilliger SVP-Mann Winiker kaum in Frage gestellt. Er habe als Neuer ein sehr gutes Resultat erzielt, sagte er.
Bei der FDP dürften sich die Diskussionen gemäss Schilliger darum drehen, ob man sich für die Konkordanz (mit SVP und SP) oder für eine rein bürgerliche Regierung (mit SVP und Schwerzmann) aussprechen will.
Auch bei der CVP sind die Meinungen noch nicht gemacht. Die Konkordanz sei das Ziel, sagte Parteipräsident Pirmin Jung. Diese könnte jetzt oder vielleicht in vier Jahren verwirklicht werden.
Die bürgerlichen Parteien seien hin- und hergerissen, wie sie sich für den zweiten Wahlgang positionieren wollten, sagte SP-Präsident Gähwiler. Letztlich seien es aber die Leute, die wählten, und nicht die Parteivorstände.