Apple und Samsung haben sich in ihrem weltweiten Patentkrieg bisher nur einzelne Nadelstiche zufügen können. Mit dem am Montag gestarteten Geschworenen-Prozess in Kalifornien könnte sich das ändern. Ein Urteil wird aber nicht vor Mitte August erwartet.
Die mit Spannung erwartete Auseinandersetzung startete am Montag in San José mit der Auswahl der zehn Geschworenen. Sie werden über die gegenseitigen Ideenklau-Vorwürfe entscheiden müssen.
Laut US-Medienberichten lieferten sich die Anwälte der beiden führenden Smartphone-Hersteller gleich zum Auftakt eine Diskussion über Beweismaterial, das Samsung bei dem Prozess einbringen wollte. Der Medienandrang im Gerichtsgebäude in San José war gross, dabei waren im Saal für Reporter zunächst nur 14 Plätze reserviert.
Nach monatelangen Verfahren in fast einem Dutzend Länder wird der Streit damit nur wenige Kilometer entfernt von Apples Hauptquartier in Cupertino ausgetragen. Apple fordert in dem Verfahren mehr als 2,5 Milliarden Dollar Schadenersatz.
Redezeit und Beweisstücke limitiert
Auf Geschworene und Beobachter wartet ein über Monate zusammengetragener Berg von Beweismaterial und Argumenten. Richterin Lucy Koh schränkte die Redezeit jeder Partei bereits auf 25 Stunden ein und lässt nur je 125 Beweisstücke zu, damit der Prozess nicht ausufert. Dennoch wird vermutlich erst Mitte August ein Urteil gefällt werden.
Richterin Koh liess kurz vor dem Prozess diverse zuvor vertrauliche Unterlagen aus dem Verfahren veröffentlichen. Dadurch kamen unter anderem erstmals frühere Prototypen von iPhone und iPad ans Licht. Noch am Wochenende reichten die Parteien zahlreiche Beweisstücke ein.
Unter anderem will Samsung jetzt beweisen, dass Apple sich beim iPhone-Design an Ideen von Sony orientiert habe. Apple setzte bei Richterin Koh durch, dass der Vorwurf nicht vor Gericht zur Sprache kommen soll.
Apple hatte das Verfahren mit einer Klage von April 2011 angestossen. Der US-Konzern behauptet, dass Samsung für seine Smartphones und Tablets in grossem Stil Design und Funktionen von iPhone und iPad abgekupfert habe.
Samsung weist diese Beschuldigungen zurück und wirft Apple im Gegenzug vor, unrechtmässig diverse von Samsung-Patenten geschützte Technologien zu nutzen, etwa beim UMTS-Datenfunk. Vom Gericht angeordnete Friedensgespräche blieben im Mai ohne Ergebnis, ebenso wie vorherige Verhandlungen der beiden Unternehmen.
Es steht viel auf dem Spiel
Hintergrund des Patentkriegs ist der Kampf um das lukrative Smartphone-Geschäft, in dem heute das Google-Betriebssystem Android führt. Mit dem Erscheinen des iPhone Mitte 2007 explodierte der bis dahin ziemlich überschaubare Markt der Smartphones.
Inzwischen ist Apple die Nummer zwei bei Computer-Handys, Android stieg schnell an die Spitze auf. Dafür sorgten das breite Angebot von Geräten verschiedener Hersteller in einer breiten Preisspanne. Apple hingegen verkauft nur wenige verschiedene Modelle im oberen Preissegment – sichert sich mit diesem Geschäftsmodell aber Rekordgewinne.
Die Geräte, um die es in diesem Verfahren geht, sind zwar nicht mehr aktuell – doch das Urteil könnte auch die Entwicklung kommender Modelle beeinflussen. Die Entscheidung würde nicht automatisch auf andere Länder durchschlagen.
Allerdings könnte eine Niederlage auf ganzer Linie den Verlierer in die Knie zwingen: Insbesondere für Apple sind die USA der wichtigste Markt.
Der Ausgang des Verfahrens wird massgeblich davon abhängen, wie gut es den Anwälten gelingt, den Geschworenen die komplizierten Patentfragen zu erläutern. Über 80 Anwälte haben dem Gericht ihr Erscheinen angekündigt.