Bei schönstem Sommerwetter haben am Dienstag die Feiern zum 1. August begonnen. Bereits am Vorabend des Nationalfeiertags traten die Bundesräte Ueli Maurer und Alain Berset an die Rednerpulte – mit teils gegensätzlichen Botschaften.
Beide äusserten sich in ihren 1.-August-Ansprachen zur Europapolitik. Für SVP-Bundesrat Maurer ist die wichtigste Aufgabe der Schweiz, in den kommenden Jahren dem Druck und den Begehrlichkeiten der EU stand zu halten, wie er am Dienstagabend in Hinwil ZH und St. Margrethen SG erklärte.
SP-Bundesrat Berset wiederum plädierte in Middes FR für Weitsicht, Pragmatismus und eine realistische Einschätzung der eigenen Stärke und derjenigen des Verhandlungspartners. Dabei sei strategisches Denken gefragt: „Die alten Eidgenossen konnten ihre Stärke – meistens – realistisch einschätzen und dann das Maximum herausholen.“
Während Berset am 1. August noch zwei Auftritte in der Deutschschweiz (Altdorf) und im Tessin (Locarno) bestreitet, ist Ueli Maurer zu einem regelrechten Reden-Marathon aufgebrochen. Insgesamt sechs Mal – jedoch ausschliesslich in der Deutschschweiz – hält der SVP-Bundesrat seine Rede, in der er an die Schlacht von Beresina vor 200 Jahren erinnert.
Werbespots der Parteien
Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf wird sich am Mittwoch in einer Radio- und Fernsehansprache an die Bevölkerung wenden und am Abend in Märstetten TG an der Bundesfeier teilnehmen. CVP-Bundesrätin Doris Leuthard fährt aufs Jungfraujoch zum 100-Jahr-Jubiläum der Jungfraubahnen.
SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga tritt in Huttwil BE ans Rednerpult, während Aussenminister Didier Burkhalter den 1. August in London im „Swiss House“ mit der Schweizer Olympiadelegation feiert. Als einziges Mitglied der Landesregierung keine Rede hält Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann.
Die Präsidenten der nationalen Parteien nutzen den Bundesfeiertag, um auf ihre politischen Kernanliegen aufmerksam zu machen. SP-Präsident Christian Levrat rief in einer Videobotschaft zu einem stärkeren Engagement dafür auf, „dass die Früchte unserer Arbeit gerecht verteilt werden“.
CVP-Präsident Christophe Darbellay forderte bessere Rahmenbedingungen für junge Familien. Nebst Steuerabzügen für Kinder soll Paaren der Schritt in die Ehe mit einem Steuerabzug von 5000 Franken für die Hochzeitskosten versüsst werden.
SVP-Präsident Toni Brunner bewarb in einem Brief an alle Schweizer Haushalte die sogenannte Durchsetzungsinitiative, mit der die Umsetzung der Ausschaffungsinitiative forciert werden soll.
Warnfinger der Bischöfe
In ihrer Botschaft zum 1. August nimmt die Schweizerische Bischofskonferenz die Finanzbranche mit scharfen Worten ins Gebet. Die internationalen Finanzmärkte hätten ein Eigenleben angenommen und sich von den Bedürfnissen der Wirtschaft abgekoppelt.
Geld verkomme immer mehr zum Selbstzweck. „Wer investiert und gewinnt, aber dabei das Unglück anderer Menschen in Kauf nimmt, handelt verantwortungslos“, schreibt der St. Galler Bischof Markus Büchel, der die Botschaft verfasst hat. Christlicher Umgang mit Geld bedeute, sich für eine gerechte Verteilung der Güter einzusetzen.
Für mehr Verantwortung jedes Einzelnen plädierte auch Ständeratspräsident Hans Altherr (FDP/AR) an der Bundesfeier in Rorschach SG. Dabei lobte der Appenzeller die Kleinräumigkeit der Schweiz. Diese müsse nicht zu Engstirnigkeit führen, sondern ermögliche, dass Probleme immer auf der unterst möglichen Ebene gelöst werden könnten.