Ein Foto von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit «Stinkefinger»-Geste hat am Donnerstag in Deutschland für politische Aufregung gesorgt. Steinbrück verteidigte die Geste.
Im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» antwortete Steinbrück in einem Interview, in dem nur mit Gestik und Mimik reagiert wird, auf die Frage nach seinen Spitznamen mit einem Strecken des Mittelfingers Richtung Kamera.
Die konkrete Frage an den 66-Jährigen lautete: «Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi – um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?». Das Ohne-Worte-Interview («Sagen Sie jetzt nichts») ist ein Klassiker des «SZ-Magazins».
Steinbrück verteidigte die Geste am Donnerstagabend – und hofft auf den Humor der Menschen im Land. «Da werden einem Fragen gestellt, die man übersetzt in Gebärden, in Grimassen, in Emotionen», sagte Steinbrück am Rande einer SPD-Kundgebung in München über die besondere Interviewform des Magazins der Süddeutschen Zeitung.
«Das schauspielert man dann. Und ich hoffe, dass die Republik auch den Humor hat, dann diese Grimassen und diese Gebärdensprache bezogen auf die Fragen richtig zu verstehen.» Auf die Frage, ob er gewusst habe, dass das Magazin dieses Foto auf den Titel nehmen wolle, sagte Steinbrück: «Nein.»
Streit um Freigabe
Laut Magazin wollte Steinbrücks Sprecher die Stinkefinger-Pose ursprünglich nicht freigeben – aber Steinbrück habe gemeint: «Nein, das ist okay so». Steinbrücks Sprecher Rolf Kleine wollte sich dazu am Donnerstagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa nicht näher äussern – er betonte aber, dass die Fotos im Rahmen eines ironischen Formats entstanden sein.
«Das muss ja wohl noch erlaubt sein», sagte Kleine. Die Bilder seien bereits vor rund einem Monat entstanden – man sei über die Veröffentlichung rund eine Woche vor der Wahl im Bilde gewesen.
SPD-Parteichef Sigmar Gabriel nahm den Kanzlerkandidaten in Schutz: «Peer Steinbrück hat in einem ironischen Foto-Interview auf ironische Art Emotionen gezeigt», sagte Gabriel via Twitter.
Kritik von der FDP
Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) schrieb auf Twitter: «Das kann doch wohl nicht der Stil eines Bundeskanzlers sein.» FDP-Chef Philipp Rösler sagte: «Die Geste verbietet sich als Kanzlerkandidat. So etwas geht nicht.»
Steinbrück selbst meinte via Twitter: «Klartext braucht nicht immer Worte. Zum Beispiel wenn man ständig auf olle Kamellen, statt auf wirklich wichtige Fragen angesprochen wird.» Wiederholt hatte er kritisiert, ob das Land nicht wichtigere Probleme habe, als aufgeregte Debatten über angebliche Fehltritte von ihm.