Pendelmigration stellt Behörden vor neue Herausforderungen

Phänomene der Pendelmigration stellen die Schweiz vor neue Herausforderungen. Die Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen (EKM) empfiehlt pragmatische Lösungen für Alltagsprobleme, Aufklärung über Rechte und faire Anstellungsbedingungen.

Manche Arbeitsmigranten sind nur kurz in der Schweiz (Symbolbild). (Bild: sda)

Phänomene der Pendelmigration stellen die Schweiz vor neue Herausforderungen. Die Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen (EKM) empfiehlt pragmatische Lösungen für Alltagsprobleme, Aufklärung über Rechte und faire Anstellungsbedingungen.

Die EKM hat beim Berner Büro Bass eine Studie über die Personen mit Kurzerwerbsaufenthalt in der Schweiz in Auftrag gegeben. Die Studie hat erstmals untersucht, was diese Menschen hier tun, welche Rolle sie auf dem Arbeitsmarkt spielen, was ihre Motivationen sind und welche Vorteile und Schwierigkeiten ihr Kurzerwerbseinsatz mit sich bringt.

Rund fünf Prozent der ausländischen Erwerbstätigen kommen für einen Kurzerwerbsaufenthalt in die Schweiz, wie die EKM am Dienstag an einer Medienkonferenz gestützt auf die Studie bekannt gab. Dazu gehören Personen mit L-Bewilligung, die in der Hochsaison bis zu 1,7 Prozent aller Beschäftigten darstellen, und die Meldepflichtigen, die 0,8 Prozent des gesamten Arbeitsvolumens leisten.

Erntehelferinnen, Ingenieure und Bühnenkünstler

Im August 2012 befanden sich über 70’000 Menschen im Rahmen einer Kurzaufenthaltsbewilligung L in der Schweiz. Die grosse Mehrheit stammte aus EU/EFTA-Ländern, rund 8100 waren Drittstaatenangehörige. Dazu kamen im gesamten 2012 über 200’000 so genannte Meldepflichtige aus den EU/EFTA-Staaten, also Arbeitskräfte aus Ländern mit Personenfreizügigkeit, die in der Schweiz angestellt sind, von einer ausländischen Firma für eine begrenzte Zeit entsandt werden oder selbstständig erwerbend sind.

Die Studie zeigt eine Vielfalt von Arbeitsmodellen auf: saisonal beschäftigte Erntehelferinnen, die Kost und Logis erhalten, asiatische Ingenieure, welche hier neue Maschinen kennen lernen um sie später montieren und warten zu können, Job-Rotations-Programme in grossen Konzernen oder Engagements von Bühnenkünstlern.

Pendelmigration typisch für häuslichen Pflegebereich

Es zeigen sich laut der Studie aber auch vermehrt Phänomene der Pendelmigration, typisch vor allem für den häuslichen Pflegebereich. Dabei kommen beispielsweise polnische Frauen, auch «Engel aus Polen» genannt, für eine oder mehrere Wochen in die Schweiz, arbeiten und leben im Haus der zu betreuenden Person und kehren dann für einige Wochen wieder nach Polen zurück. Sie kommen zwar regelmässig in die Schweiz, haben aber keine Absicht, ihren Lebensmittelpunkt hierher zu verlegen.

Die heutigen Arbeitsmodelle veränderten sich ständig, wie EKM-Präsident Walter Leimgruber sagt. Darum sei es wichtig, dass diese Entwicklung aufmerksam verfolgt werde. Für die Alltagsprobleme müssten pragmatische Lösungen gefunden werden, wie beispielsweise bei Miet- oder Mobiltelefonverträgen.

Weiter brauche es flexible gesetzliche Rahmenbedingungen für einen internationalen und transnationalen Arbeitsmarkt. Die EKM empfiehlt, dass sich Behörden und Sozialpartner vertieft mit der Pendelmigration befassen und Richtlinien ausarbeiten, die faire Rahmenbedingungen für alle Beteiligten ermöglichen: Dazu gehörten Arbeitsverträge, welche den Besonderheiten von Anstellungen von Personen in Privathaushalten Rechnung tragen oder die Verbesserung der Aufenthaltsbedingungen.

Kein neues Eintrittstor in die Schweiz

Die Pendelmigration werde in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Es handle sich dabei aber nicht einfach um ein «neues Eintrittstor» für Migranten, wie Leimgruber sagte. Denn viele von ihnen möchten gar nicht dauernd in der Schweiz arbeiten. Gleichzeitig müsse die Entwicklung genau beobachtet werden.

So müsse etwa ein Auge darauf gehalten werden, ob beispielsweise einheimische Arbeitskräfte verdrängt würden oder ob das Lohnniveau gesenkt werde. Die neuen Arbeitsformen, wie etwa die 24-stündige Pflege und Betreuung im Privathaushalt würden auch Fragen aufwerfen, ob künftig ganz neue an Stelle der hergebrachten Kategorien notwendig seien.

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