Pensionsfonds kehrt Pharmafirma Mylan wegen Todesspritze den Rücken

Im Streit über den Einsatz bestimmter Medikamente bei Hinrichtungen in den USA zieht sich der grösste niederländische Pensionsfonds aus dem US-Pharmakonzern Mylan zurück.

Exekutionskammer in einem Gefängnis in den USA: Medikamente des Pharmakonzerns Mylan könnten bei Exekutionen mit der Giftspritze zum Einsatz gekommen sein (Archiv). (Bild: sda)

Im Streit über den Einsatz bestimmter Medikamente bei Hinrichtungen in den USA zieht sich der grösste niederländische Pensionsfonds aus dem US-Pharmakonzern Mylan zurück.

Der Fonds des öffentlichen Dienstes, ABP, veräusserte nach eigenen Angaben seinen gesamten Mylan-Aktienbesitz. Zuvor war bekanntgeworden, dass eine Haftanstalt im US-Bundesstaat Virginia in ihrem Todestrakt ein Mylan-Präparat lagert, das für Hinrichtungen genutzt werden kann.

Weil die Niederlande die Todesstrafe schon lange verurteilten, sollten keine Pensionsgelder des Landes darin investiert werden, sagte ein ABP-Sprecher. Vor dem Rückzug habe ABP neun Monate lang erfolglos mit Mylan über die Angelegenheit verhandelt.

In einem ersten Schritt hatte ABP seine Beteiligung bereits im vergangenen Jahr von 25 auf zuletzt noch neun Millionen Euro heruntergefahren. Von diesem Rest trennte sich der Fonds nun, nachdem das Gefängnis in Virginia im Juli den Besitz des umstrittenen Mittels bestätigt hatte.

Der Pharmakonzern erklärt auf seiner Internetseite, dass seine Mittel nicht für den Einsatz bei Hinrichtungen gedacht seien. Doch der ABP-Sprecher betonte, Mylan habe die Verwendung seiner Produkte nicht ausreichend kontrolliert. Mylan war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die wachsende Kritik in Europa an der Todesstrafe in den USA hat dazu geführt, dass US-Gefängnisse bei Pharmafirmen schwerer an Gift für ihre Exekutionen kommen. Ausweichpräparate haben mitunter versagt, so dass Todeskandidaten langsam und besonders qualvoll starben.

Nächster Artikel