Die US-Regierung hat erstmals die Namen aller Häftlinge des umstrittenen Gefangenenlagers Guantánamo veröffentlicht. Auf Betreiben zweier Zeitungen führte das Pentagon auch auf, welche Gefangenen ohne einen Prozess auf unbestimmte Zeit festgehalten werden sollen.
Die Insassen des umstrittenen Gefängnisses Guantánamo sind bekannt, erstmals. Die US-Regierung hat die Namen der Gefangenen veröffentlicht und wie viele von ihnen ohne Prozess festgehalten werden. 46 Guantánamo-Gefangene werden als «unbefristete Häftlinge» eingestuft, wie das Verteidiugungsministerium mitteilte. Es handle sich um Terror-Verdächtige, die zu gefährlich seien, um sie freizulassen.
Nach Einschätzung von US-Behördenvertretern können sie aber auch nicht vor Gericht gestellt werden, weil sie mit brutalen Verhörmethoden befragt worden waren. Dazu zählt das als Folter angesehene sogenannte Waterboarding, bei dem der Betroffene das Gefühl hat zu ertrinken. Derart gewonnene Erkenntnisse dürfen nicht vor Gericht verwendet werden.
Bei den unbefristeten Häftlingen handelt es sich um 26 Jemeniten, zehn Afghanen, drei Saudi-Araber, zwei Kuwaiter, zwei Libyer, einen Kenianer, einen Marokkaner und einen Somalier. Zwei weitere Afghanen mit diesem Status starben, einer durch Selbstmord und der andere an einem Herzanfall. Die Einstufung der «unbefristeten Häftlinge» hatte Anfang 2010 eine Arbeitsgruppe vorgenommen, die eingesetzt worden war angesichts des Versprechens von US-Präsident Barack Obama, Guantánamo schnell zu schliessen.
Auch die Namen aller verbliebenen 166 Guantánamo-Häftlinge gab das Pentagon nun heraus. Erreicht hatten dies die «New York Times» und «The Miami Herald» mit Anträgen, in denen sie sich auf die Informationsfreiheit beriefen.Gegen 34 Häftlinge könnte den Angaben zufolge ein Gerichtsverfahren angestrengt werden. Zu ihnen zählt der mutmassliche Chefplaner der Terroranschläge vom 11. September 2001, Khalid Sheikh Mohammed. Er erschien am Montag mit vier weiteren mutmasslichen Drahtziehern zu einer Anhörung vor einem Sondergericht des US-Militärs auf Guantánamo. Die Menschenrechtsgruppe Human Rights First erklärte, die Enthüllungen seien «begrüssenswert, wenn auch längst überfällig».
Beauftragter für Guantánamo-Schliessung
Das US-Aussenministerium ernannte unterdessen den Juristen Cliff Sloan zum neuen Beauftragten für die Schliessung von Guantánamo. Der Posten war mehrere Monate vakant gewesen. Die Neubesetzung zeige das Engagement der Regierung für die Schliessung von Guantánamo, sagte Ministeriumssprecherin Jennifer Psaki.
Obama hatte Ende Mai versprochen, einen neuen Anlauf für eine Auflösung des Lagers zu unternehmen. Sein Vorgänger Georg W. Bush hatte das Gefängnis für Terrorverdächtige nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf einer US-Militärbasis auf Kuba eingerichtet.
Menschenrechtsgruppen prangern an, dass die Insassen in Guantánamo ohne rechtsstaatlichen Schutz festgehalten werden. Bislang scheiterten Obamas Versuche, das Lager zu schliessen, am Widerstand aus dem Kongress. Vor vier Monaten begann in dem Gefangenenlager ein Hungerstreik, an dem sich mittlerweile 104 Häftlinge beteiligen.
Obama will unter anderem die Überstellung von jemenitischen Häftlingen in ihr Heimatland, die vor mehreren Jahren aus Sicherheitsgründen gestoppt worden war, wieder erlauben. Ausserdem beauftragte er das Pentagon mit der Suche nach einem Standort in den USA, an den die Militärprozesse gegen mutmassliche Terroristen verlegt werden könnten.