Die jüngste Personalumfrage der SBB zur Loyalität dem Unternehmen gegenüber zeigt: Das Vertrauen in die Chefetage schrumpft. Die SBB führt das vor allem auf ihr Sparprogramm zurück.
Bei der alle zwei Jahre durchgeführten Umfrage erhielt die Konzernleitung bei der Vertrauensfrage noch 50 von 100 möglichen Punkten. Das sind zwei Punkte weniger als 2014.
In der eigenen Analyse kommt die SBB zum Schluss, dass «die Mitarbeitenden in Frage stellen, ob die Konzernleitung das Unternehmen nachhaltig in die Zukunft führen kann», wie die SBB am Dienstag mitteilte. Die Chefetage will nun den Dialog mit den Mitarbeitenden noch stärker pflegen.
Das Unternehmen führt den Vertrauensverlust auf das Sparprogramm RailFit20/30 zurück, das die Mitarbeitenden verunsichere. Um tiefe Preise zu gewähren und damit wettbewerbsfähig zu bleiben, streicht die SBB 1400 Stellen und senkt die Kosten jährlich um 1,2 Milliarden Franken.
Angesichts der Sparpläne wollte die SBB erstmals erfahren, wie hoch das Veränderungsbewusstsein bei ihrem Personal ist. Mit 76 von möglichen 100 Punkten ist dieses gemäss Mitteilung «stark ausgeprägt». Auch sei den Mitarbeitenden die neue Vision und Strategie der SBB bekannt (75 Punkte).
«Dies ist ein wichtiger Indikator, weil das hohe Veränderungsbewusstsein eine zentrale Voraussetzung für die tatsächlichen Veränderungen ist», hielt die SBB fest.
Treue zur SBB
Anders als die Einstellung zur Konzernleitung ist diejenige zum Unternehmen: Nach wie vor ist die Personalmotivation mit 74 von 100 möglichen Punkten hoch. Vor zwei Jahren waren es 75 Punkte. Sie beinhaltet die Verbundenheit mit dem Unternehmen, das Engagement für die SBB, die Arbeitszufriedenheit sowie den eigenen Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele. Die Personalzufriedenheit blieb unverändert bei 66 Punkten.
Die SBB-Konzernleitung zeigt sich «erfreut, dass Personalmotivation und Personalzufriedenheit trotz vieler, zum Teil schwieriger Veränderungen stabil geblieben sind und dass die Notwendigkeit der Veränderungen erkannt wird». Dies trotz substanziellen Einsparungen und auch einer Erhöhung der Lohnabzüge für alle Mitarbeitenden. An der Umfrage haben gut 19’000 Mitarbeitende teilgenommen.
SEV kritisiert «Abbaumassnahmen»
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) sieht ihre Position durch die Umfrage bestätigt. Sie habe immer betont, dass sich das SBB-Personal dem Unternehmen verbunden fühle, teilte sie am Dienstag mit. Doch es entstehe ein Graben zur Führung. Es bringe nichts, besser zu kommunizieren, wenn die Meinung des Personals danach nicht berücksichtigt werde.
Die geplanten Abbaumassnahmen im Rahmen von Railfit 20/30« spitzten die Lage weiter zu. Die SEV kritisiert dabei vor allem die Streichung von 1400 Stellen und die geplanten Änderungen am Gesamtarbeitsvertrag. Die Gewerkschaft erwarte deshalb von der SBB-Führung, dass sie »die Sparmassnahmen auf dem Rücken des Personals zurück zieht“.