Vor dem EM-Auftakt gegen Albanien am Samstag um 15.00 Uhr in Lens sind sich die Schweizer Protagonisten der Grösse der Bühne und ihrer Qualitäten bewusst.
Der Turnierstart naht, das womöglich prickelnde Duell mit der «Federata Shqiptare e Futbollit» steht an. Der Sport rückt endgültig in den Mittelpunkt. Deshalb erscheint das von der UEFA aufgebotene SFV-Trio in prominenter Besetzung: Coach Vladimir Petkovic, Captain Stephan Lichtsteiner und Topskorer Xherdan Shaqiri sprechen am Vorabend über die Bedeutung des EM-Auftakts.
Das Interesse am «Euro-Derby», wie Lichtsteiner den Vergleich mit jenem Ensemble betitelt, das praktisch zur Hälfte in der Schweiz ausgebildet wurde, ist erheblich. Der Medientermin ist gut frequentiert, und die internationalen Reporter kommen auf ihre Kosten: In fünf verschiedenen Sprachen schildern die SFV-Repräsentanten ihre Eindrücke.
«Die Schweiz hat vielen Albanern geholfen» – was der Gegner aus dem Balkan sagt
Um Geschichte, um Werte, um Stolz dreht sich die Debatte – und um gestiegene Ansprüche: «Je mehr Augen auf einen gerichtet sind, desto höher ist der Druck auf jeden einzelnen Spieler», sagt der Juventus-Star Lichtsteiner. «Wir sind nach vielen guten Jahren nicht mehr nur Aussenseiter.»
Ein paar Grundrisse seines Plans, wie die albanische Begeisterung womöglich einzudämmen ist, veröffentlicht derweil der Schweizer Selektionär. Es gehe primär darum, die Ruhe zu bewahren, sagt Petkovic. «Wir müssen unsere Emotionen in die richtigen Bahnen lenken.» Ein Auftritt mit Überzeugung verlange er – «und weniger Fehler als der Gegner».
Das Treffen der Freunde
Shaqiri hat in England erfahren, wie schwierig es ist, in einem global ausgerichteten Wettbewerb alle Erwartungen zu erfüllen. In Frankreich tritt er nun auf einer noch grösseren Bühne auf. Die erhöhte Aufmerksamkeit nimmt der frühere Champions-League-Sieger wahr, suchen tue er sie aber nicht: «Die Schweiz hat schon immer vom Kollektiv gelebt.»
Ob die kommenden Tage für den weiteren Verlauf der Karriere prägend sein werden, macht er vom nackten Ergebnis abhängig: «Wenn man das Turnier gewinnt, verändert sich viel. Scheiden wir früh aus, ist es eine Enttäuschung.»
So einfach ist das – Shaqiri setzt verbal nicht zu unnötigen Dribblings an. Er parliert frisch und munter, von einer speziellen Anspannung ist bei jenem Schweizer, der an einem guten Tag jederzeit solo für die Differenz sorgen kann, wenig zu spüren: «Ich bin relativ locker.» Mit seinem speziellen Status geht er unaufgeregt um: «Das spielt für mich keine Rolle.»
Für den Stoke-Spielmacher ist die Begegnung mit dem EM-Debütanten nicht nur ein «sehr wichtiges Spiel», sondern auch eine Treffen mit Freunden. Sie wüssten ziemlich genau, was auf sie zukomme. Er meint die Emotionen, die Euphorie eines aufgeputschten Gegners: «Das werden wir morgen im Stadion sicher zu spüren bekommen.»