Petkovics Ärger und die Selbstkritik seiner Spieler

Vladimir Petkovic ärgert sich über einen teilweise zu sorglosen und passiven Auftritt der Schweiz in Andorra. Nach dem 2:1-Sieg spricht der Nationalcoach die Mängel offen an. Und seine Spieler üben sich durchaus in Selbstkritik.

Football Soccer - Andorra v Switzerland - World Cup 2018 Qualifiers - Estadi Nacional, Andorra la Vella, Andorra - 10/10/16 - Switzerland's Timm Klose and Fabian Schaer celebrate a goal. REUTERS/Albert Gea

(Bild: Reuters/ALBERT GEA)

Vladimir Petkovic ärgert sich über einen teilweise zu sorglosen und passiven Auftritt der Schweiz in Andorra. Nach dem 2:1-Sieg spricht der Nationalcoach die Mängel offen an. Und seine Spieler üben sich durchaus in Selbstkritik.

Mehr als das erforderliche Minimum boten die Schweizer in den Pyrenäen nicht. Im kleinen Fürstentum mit den schroffen Felsen fanden sie offensichtlich nicht die Inspiration, eine der weltweit schwächsten Equipen deutlich zu besiegen.

Trotz der enttäuschend knappen Differenz verlassen die Favoriten die unbedeutende Fussball-Provinz «mit einem Lachen» und mit den budgetierten drei Punkten – der Pflichtteil verlief aber gleichwohl nicht wie geplant, sondern weitgehend zähflüssig und in der Schlussphase mühsam.

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«Wir haben Andorra ernst genommen, da wir wussten, dass sie zu Hause oft nur knapp verloren hatten», sagte Fabian Schär, der mit einem Foulelfmeter – seinem achten Tor im 27. Länderspiel – in der 18. Minute für die Führung sorgte, «aber wir haben zu wenig schnell gespielt.»



Vladimir Petkovic ärgerte sich über den Auftritt seiner Mannschaft beim 2:1-Sieg in Andorra - trotz eines perfekten Starts in die Qualifikation

Vladimir Petkovic ärgerte sich über den Auftritt seiner Mannschaft beim 2:1-Sieg in Andorra – trotz eines perfekten Starts in die Qualifikation. (Bild: sda)

Petkovic widerlegte die negativen Eindrücke der Beobachter nicht. Der Selektionär war einzig mit einem Fakt zufrieden: «Mit den drei Punkten.» Alle übrigen Impressionen hingegen seien bedenkenswert, so der unzufriedene Tessiner. «Wir müssen uns Gedanken machen.»

Petkovic: «Wir waren zu statisch und ohne Rhythmus»

Ihm missfiel, wie fahrlässig sich seine Equipe in der Schlussphase in eine kurzzeitig heikle Situation verwickeln liess. Das späte 1:2 von Alexandre Martinez (90.) sei unnötig gewesen. «Ein Sonntagsschuss, der immer passieren kann», wie Admir Mehmedi befand, der Schütze des in der Endabrechnung des Abends so wichtigen zweiten Schweizer Treffers. Der Stürmer von Bayer Leverkusen sprach sogar von einer der «schlechtesten Leistungen» seiner Mannschaft – bei einer Ambiance, die er zuletzt an einem Länderspiel mit der U16 erlebt habe.

«In den letzten zwei Minuten kamen negative Gedanken auf», gab Petkovic zu. Spätestens vor dem letzten Freistoss des krassen Aussenseiters aus gefährlicher Position.



Switzerland's goalkeeper Roman Buerki, center, in action during the 2018 Fifa World Cup Russia group B qualification soccer match between Andorra and Switzerland in the Estadi Nacional in Andorra La Vella, Andorra, on Monday, October 10, 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Als die Schweiz noch einmal tief durchatmen musste: Roman Bürki hält in der Nachspielzeit einen indirekt getretenen Freistoss aus grosser Distanz. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Sie hätten ganz einfach zu wenig getan, um diese finalen Turbulenzen zu verhindern, monierte Petkovic und listete die ärgerlichsten Versäumnisse auf: «Zu wenig versucht, zu wenig geschossen, zu viele Fehlpässe gespielt.» Der Kontrahent habe zwar teilweise mit neun Spielern verteidigt, trotzdem müsse man zu mehr Raumgewinn gelangen. «Aber wir waren zu statisch und ohne Rhythmus.»

Er wünsche sich, dass die Equipe bei den kommenden Pflichtaufgaben vor eigener Kulisse gegen die Färöer (0:6 gegen Portugal) und den Vorletzten Lettland (0:2 gegen Ungarn) wieder ans Limit gehe: «Wir benötigen gegen jeden Gegner 120 Prozent.»

Andorras Trainer träumt ein paar Momente sogar von einem Remis

Petkovics Amtskollege Koldo Alvarez zog nach der 57. Pflichtspiel-Niederlage in Serie ein freundlicheres Fazit. «Ich bin stolz auf die Atmosphäre, die wir im Stadion generiert haben. Wir haben die Partie gespielt, die wir uns gewünscht haben.» Die Ansprüche der Rekordverlierer Europas sind relativ tief.

Im Vergleich zur Degradierung in Portugal habe sich das Team der vielen Halb-Amateure um Längen professioneller verhalten. «Die Schweizer kamen zu wenig Chancen», stellte der frühere Keeper zufrieden fest. Sie hätten die SFV-Auswahl immer wieder erfolgreich gestoppt – «und das Tor erlaubte uns sogar, für ein paar Momente zu träumen.»

Schär: «Wir sind froh, dass wir es hinter uns haben»

Am Ende überwog bei den Schweizer Spielern jedoch die Freude über den Sieg und den besten Start einer SFV-Auswahl in eine Kampagne seit 1994. «Wir müssen die Partie abhaken und nach vorne schauen. Drei Spiele, neun Punkte, so kann es weitergehen», sagte Mehmedi. Und Schär ergänzte: «Wir sind froh, dass wir es hinter uns haben und freuen uns, dass wir einen solchen Start in die Qualifikation hinlegen konnten.» Zumindest der Fahrplan Richtung Russland und WM 2018 stimmt.



Football Soccer - Andorra v Switzerland - World Cup 2018 Qualifier - Estadi Nacional, Andorra la Vella, Andorra - 10/10/16.Switzerland's coach Vladimir Petkovic gestures. REUTERS/Albert Gea

Was soll man davon halten? Vladimir Petkovic wendet sich in Andorra la Vella vom Spiel seiner Mannschaft ab und der Ersatzbank zu. (Bild: Reuters/ALBERT GEA)

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