Der US-Pharmariese Pfizer hat Pläne für die milliardenschwere Übernahme des Konkurrenten Astra Zeneca bestätigt. Pfizer sei daran weiterhin interessiert, obwohl die Briten im Januar Gespräche über eine Fusion abgelehnt und dies am Wochenende bekräftigt hätten.
Das teilte der Konzern am Montag mit. Sollte es zur Fusion kommen, dürften zwei Unternehmen unter dem Dach einer britischen Holding-Gesellschaft entstehen. Firmensitz wäre New York, dort würden auch die Aktien des neuen Unternehmens gelistet.
Die «Sunday Times» hatte berichtet, Pfizer sei mit einem 100 Mrd. Dollar schweren Angebot an das britische Unternehmen herangetreten. Eine Übernahme in diesem Volumen würde zu den grössten Zusammenschlüssen der Branchengeschichte gehören.
AstraZeneca zeigte sich allerdings stur. Weil derzeit kein spezifisches oder attraktives Angebot vorliege, gebe es keinen Grund für Fusionsgespräche. Verhandlungen seien nicht angebracht.
Die Briten bemängelten ausserdem, dass sich ihre Aktionäre bei der bisherigen Offerte teilweise mit Pfizer-Aktien statt mit Bargeld zufrieden geben müssten. Das Management empfahl den Aktionären deshalb, zunächst einmal abzuwarten.
Zwei Angebote abgelehnt
Im Januar hatte Pfizer schon einmal einen Versuch unternommen und dabei 46,61 Pfund je Aktie geboten – ein Aufschlag von rund 30 Prozent auf den damaligen Aktienkurs von AstraZeneca. Das Gebot hatte Astra Zeneca abgelehnt.
Am 26. April sei ein weiteres Gebot abgelehnt worden, heisst es in einer Mitteilung von Pfizer vom Montag. Nun muss sich Pfizer den britischen Börsenvorschriften zufolge bis zum Nachmittag des 26. Mai entscheiden, ob ein formelles Übernahmeangebot vorgelegt wird oder nicht.
Die Pharmabranche leidet derzeit unter der Konkurrenz durch Nachahmerprodukte, da viele Medikamente ihren Patentschutz verlieren. Bei AstraZeneca laufen viele Patente zu einem Zeitpunkt aus, an dem Konkurrenten wie Pfizer das Schlimmste hinter sich zu haben scheinen. Das macht die britische Firma zum Gegenstand von Übernahmespekulationen.
AstraZeneca hat Analysten zufolge aber auch vielversprechende Mittel für die Krebs-Immuntherapie in der Forschungspipeline, was das Unternehmen attraktiv macht.
Übernahmekarussell dreht sich
Das Übernahmekarussell in der Pharmabranche rotiert derzeit auf Hochtouren. Vergangene Woche hatte Novartis einen umfangreichen Konzernumbau bekanntgegeben. Unter anderem kauften die Basler die Krebsmittelsparte des britischen Konkurrenten GlaxoSmithKline für zunächst 14,5 Mrd. Dollar.
Der deutsche Bayer-Konzern interessiert sich laut Medienberichten für das Geschäft des US-amerikanischen Konkurrenten Merck mit rezeptfreien Arzneien. Zusammen mit dem britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser hat Bayer ein Kaufgebot über 13,5 Mrd. Dollar vorgelegt, wie die Nachrichtenagentur Reuters in Berufung auf Insider meldete.