Der Flugzeughersteller Pilatus kann sich nicht über mangelnde Nachfrage beklagen: Der Bundesrat, Nestlé-Präsident Peter Brabeck und viele andere wollen den ersten Business-Jet «made in Switzerland», den PC-24. Neue Bestellungen nimmt Pilatus vorerst keine mehr an.
Vor zwei Jahren hatten die Stanser Flugzeugwerke Pilatus den PC-24 vorgestellt. Aussergewöhnlich ist, dass er auch auf kurzen Sand- und Schotterpisten starten und landen kann. Bereits bei der Enthüllung war von 84 Erstkunden die Rede gewesen – neben dem Bundesrat und Brabeck viele Flugzeugverleiher und Chartergesellschaften.
Seither hat Pilatus keine neuen Bestellungen mehr angenommen. «Wir haben nun 84 Stück verkauft und sind damit bis Ende 2019 ausverkauft. Das reicht vorerst», sagt Pilatus-Präsident Oscar Schwenk im Interview mit «Tages-Anzeiger»/«Der Bund» vom Montag.
Der PC-24 ist das erste Düsenflugzeug des Unternehmens, das sich zuvor auf Propellermaschinen spezialisiert hatte. Daher will Pilatus erst dann wieder Bestellungen annehmen, wenn das Unternehmen alle Zulassungen erhalten hat. Um ganz sicher zu sein, «dass wir beim PC-24 das halten können, was wir versprechen», sagt Schwenk.
Der Bestellungsstopp hat allerdings seinen Preis: Es gebe Fälle, in denen man deswegen Kunden verloren habe, sagt Schwenk. Damit könne man aber leben. Die Nachfrage sei genug gross.
Bundesrat wollte feilschen
Der erste PC-24 wird in eineinhalb Jahren ausgeliefert, im November 2017. Er gehe an die amerikanische Firma Planesense, sagt Schwenk. Die Schweizer Regierung kommt erst später an die Reihe: Der PC-24, mit dem die Bundesräte künftig auf Reisen gehen werden, wird erst im Spätsommer 2018 ausgeliefert. «Bis dahin sind dann alle Kinderkrankheiten, die es immer gibt, ausgemerzt», sagt Schwenk.
Der neue Bundesratsjet kostet 8,9 Millionen Dollar – laut Schwenk ist das gleich viel wie alle anderen Kunden für den PC-24 zahlen. «Der Bundesrat meinte zwar, er könne feilschen», sagt Schwenk. Aber auch er müsse den normalen Preis zahlen.
Schweizer Standort
Der PC-24 wurde komplett in der Schweiz entwickelt. Schwenk hatte dies vor zwei Jahren als Bekenntnis zum Werk- und Denkplatz Schweiz bezeichnet. Und die Schweiz dürfte auch weiter ein wichtiger Standort für Pilatus bleiben. Zumindest sieht Schwenk in der Schweiz viele Vorteile: «Wir sind berechenbar, streiken nicht, lügen nicht, sind innovativ und arbeiten gut und gerne», sagt er im Interview.
In vielen Ländern würden Gewerkschaften die Produktivität bremsen. «In der Schweiz gibt es keine Gewerkschaften, die diesen Namen verdienen», sagt Schwenk. Auch die SP wisse nicht mehr, was sie tun solle. Die Arbeitnehmer verdienten gut und würden gut behandelt.
Die Kehrseite seien die hohen Löhne. Sie würden Marge wegfressen. Dennoch hätten alle Pilatus-Mitarbeitenden in den vergangenen Jahren 14,5 Monatslöhne erhalten. «Das ist viel Geld. Aber es fliesst hundertmal zurück an die Firma – in Form guter Arbeit», sagt Schwenk.