Polanski und Hirnlappen: Sommaruga eröffnet Zurich Film Festival

Mit 750 geladenen Gästen ist am Donnerstag das 10. Zurich Film Festival eröffnet worden. Bundesrätin Simonetta Sommaruga überbrachte die Glückwünsche der Landesregierung in Form einer witzigen Ansprache, in der sie auch die Polanski- und die Hirnlappen-Affäre antönte.

Simonetta Sommaruga überbrachte dem Festival Glückwünsche der Landesregierung. (Bild: sda)

Mit 750 geladenen Gästen ist am Donnerstag das 10. Zurich Film Festival eröffnet worden. Bundesrätin Simonetta Sommaruga überbrachte die Glückwünsche der Landesregierung in Form einer witzigen Ansprache, in der sie auch die Polanski- und die Hirnlappen-Affäre antönte.

In ihrer Rede beglückwünschte Bundesrätin Simonetta Sommaruga die anwesenden Regisseure für ihren Mut, nach Zürich an ein Festival gekommen zu sein, das von der Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements eröffnet wird. Doch sie könne Entwarnung geben, bei Filmfestivals habe sie eine saubere politische Bilanz: «drei Eröffnungen, null Festnahmen».

In einem Exkurs kam Sommaruga auf einige ihrer Lieblingsfilme zu sprechen, darunter den Schweizer Oscar-Beitrag «Der Kreis» über die Geschichte der Zürcher Schwulenbewegung in den 50er- und 60er-Jahren.

«Wer immer noch meint, Homosexuelle stigmatisieren zu müssen, der sollte den eigenen Wertekompass neu ausrichten – andere würden vielleicht sagen: den Hirnlappen», meinte sie gemäss Redetext. Damit spielte sie an auf die unbedachte Äusserung eines Nationalrats, der gleichgeschlechtliche Liebe auf eine Anomalie der Hirnlappen zurückführte.

Schliesslich gratulierte die Bundesrätin dem Festival zu der rasanten Entwicklung, das es in nur zehn Jahren durchgemacht hat. Als das Festival zur Welt gekommen sei, hätten manche gedacht: «Wir haben schon hübschere Kinder gesehen.» Doch das Kind sei prächtig gediehen, «es sieht anders aus als seine Kameradinnen aus Fribourg, Nyon, Solothurn oder Locarno – aber das soll es ja auch». Das Zurich Film Festival sei heute nicht mehr wegzudenken aus der Schweizer Filmlandschaft.

Die üblichen Verdächtigen

Die Reden zur Eröffnung hielten die beiden Co-Festivaldirektoren Nadja Schildknecht und Karl Spoerri sowie Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch. Danach wurde «Get on up» gezeigt, der die Lebensgeschichte von James Brown, Godfather of Soul, erzählt.

Hauptdarsteller Chadwick Boseman und Regisseur Tate Taylor gehörten zu den geladenen Gästen, ebenso wie die Jury-Mitglieder Susanne Bier und Greg Gorman. Auf der Gästeliste des Eröffnungsabends standen aber vor allem mehr oder weniger prominente Namen aus der Schweiz, beispielsweise Bettina Oberli, Andreas Homoki, Heinz Spoerli, Karolina Kurkova, Leonardo Nigro, Melanie Winiger, Michael Steiner, Sabina Schneebeli und Tonia Maria Zindel.

Aus der Politik waren unter anderen Filippo Leutenegger, Felix Gutzwiller, Mario Fehr und Ex-Bundesrat Moritz Leuenberger geladen, aus der Wirtschaft Beat Curti, Carolina Müller-Möhl, Herbert Bolliger oder Roger Schawinski. Auch Sportgrössen wie Didier Cuche und Tanja Frieden wurden auf dem Grünen Teppich erwartet.

Kreischalarm: Banderas und Del Toro

Für Promijäger freilich kommt das Beste erst noch: Diane Keaton besucht kommende Woche das Festival und erhält den Golden Icon Award, Antonio Banderas und Zach Braff (der J.D. aus «Scrubs» und Regisseur von «Wish I Was Here») weilen am Freitag in der Stadt und geben Interviews, Benicio del Toro am Sonntag, Liam Neeson wird zum Festivalende erwartet, und Cate Blanchett eröffnet eine Fotoausstellung von Peter Lindbergh.

Bis am 5. Oktober zeigt das Zurich Film Festival 145 Filme aus 28 Ländern. Ein Schwerpunkt ist dem unabhängigen indischen Kino gewidmet, in dieser Sektion werden 14 Produktionen abseits des Bollywood-Schemas gezeigt.

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