Von Helikoptern aus sendete die BBC Bilder von der Hausdurchsuchung bei Sänger Cliff Richard. Das bringt dem Sender und der Polizei viel Kritik ein. Warum wussten die Reporter so früh Bescheid?
Nach der Hausdurchsuchung bei Musiker Cliff Richard wegen einer möglichen Sexualstraftat hat sich die britische Polizei gegen Kritik verteidigt und Vorwürfe gegen die BBC erhoben. Der Sender habe zu spät öffentlich gemacht, dass er nicht von der Polizei von den Ermittlungen gegen den Sänger erfahren hatte, beklagte die Polizei von South Yorkshire am Samstagabend in einer Mitteilung.
Man habe deshalb einen Beschwerdebrief an BBC-Chef Tony Hall geschrieben. Der Sender habe gegen seine eigenen Richtlinien verstossen.
Reporter der BBC waren am Donnerstag noch vor der Polizei vor der Wohnung des 73 Jahre alten Popstars in Sunningdale in der englischen Grafschaft Berkshire westlich von London. Während der fünfstündigen Hausdurchsuchung hatten sie auch von einem Helikopter aus gefilmt und die Aktion teils live ins Fernsehen übertragen. Juristen und Politiker bemängelten daraufhin, dass die Journalisten offensichtlich Datum und Uhrzeit des Einsatzes kannten und vor Richard über die Durchsuchung informiert gewesen seien.
Richard weist Vorwürfe zurück
Gegen die Kritik setzte sich die Polizei zur Wehr. Ein BBC-Reporter habe sie schon vor Wochen kontaktiert, weil er aus anderer Quelle von einer laufenden Untersuchung erfahren hatte, heisst es in der Mitteilung: «Er war eindeutig in der Lage, das zu veröffentlichen.» Nur um die Ermittlungen nicht zu gefährden, habe man mit ihm kooperiert. Als Gegenleistung dafür, dass er mit der Veröffentlichung warte, habe man ihm Datum und Uhrzeit der Durchsuchung genannt.
Die BBC bestätigte der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag, dass einer ihrer Journalisten sich mit den Informationen an die Polizei gewandt habe. «Die BBC war einverstanden, normalen journalistischen Gepflogenheiten zu folgen und eine Geschichte nicht zu veröffentlichen, die eine polizeiliche Untersuchung behindern könnte», sagte ein Sprecher.
Bereits am Freitag hatte der bei der BBC für die Nachrichtenbeschaffung zuständige Redaktor, Jonathan Munro, bekanntgegeben, dass die Polizei nicht die erste Quelle gewesen sei.
Vor der Durchsuchung hatte die Polizei Hinweise auf ein Sexualdelikt in den 80er Jahren erhalten, bei dem es um einen Jungen geht, der damals noch keine 16 Jahre alt war. Sänger Cliff Richard («Living Doll») wies die Anschuldigungen als «völlig falsch» zurück.