Ein afghanischer Polizist hat in einem christlichen Spital in Kabul drei US-Ärzte erschossen. Eine US-Ärztin wurde bei dem Angriff am Donnerstag zudem verwundet, wie der Polizeichef in der Hauptstadt, Sahir Sahir, sagte.
Der Todesschütze sei zur Bewachung des Spitals eingesetzt gewesen, das vor allem Kinder behandelt. Er habe sich anschliessend selber in den Bauch geschossen und sei zudem von einem Polizisten angeschossen worden. Der Angreifer sei festgenommen worden.
Vor drei Wochen hatte ebenfalls ein afghanischer Polizist die deutsche Fotografin Anja Niedringhaus im Osten des Landes getötet. Der Angreifer soll im Verhör ausgesagt haben, er habe damit einen NATO-Luftangriff auf sein Dorf rächen wollen. Der Angriff vom Donnerstag war der sechste auf ausländische Zivilisten seit Jahresbeginn.
Polizeichef Sahir sagte, der Todesschütze vom Donnerstag sei der Polizei vor zwei Jahren beigetreten. «Wir wissen nicht, warum er das Feuer auf die Ausländer eröffnete. Wir untersuchen das.»
Christliche Einrichtung
Der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki, sagte, die getöteten Ärzte hätten in dem Spital gearbeitet. Das Gesundheitsministerium teilte dagegen mit, die drei Ärzte hätten eine Kollegin besucht, die bei dem Angriff verletzt wurde. Die US-Botschaft bestätigte, dass es sich bei den Opfern um US-Amerikaner handelte.
Das 2005 gegründete Spital der US-Hilfsorganisation Cure bezeichnet sich selber als eine der führenden medizinischen Einrichtungen Afghanistans. Nach Angaben des Spitals versorgen 27 Ärzte und 64 Krankenschwestern oder Pfleger jährlich rund 37’000 Patienten. Cure nennt als Aufgaben «die Kranken zu heilen und das Königreich Gottes zu verkünden».
Vor knapp vier Jahren hatten die Taliban im Nordosten Afghanistans zehn Ärzte und Helfer getötet, darunter acht Ausländer. Die Taliban nannten die Opfer «christliche Missionare», die spioniert und Bibeln verteilt hätten.