Polizisten in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille sollen im grossen Stil Drogendealer beraubt haben, um sich selbst zu bereichern. Bei Durchsuchungen der Spinde von zwölf festgenommenen Beamten wurden unter anderem Drogen und Geld gefunden, wie am Donnerstag aus Justizkreisen verlautete.
Der Sender RTL berichtete auch vom Fund von Juwelen. Die zwölf Beamte waren bereits am Dienstag festgenommen worden und befinden sich seitdem in Polizeigewahrsam. Der Fall hat das Vertrauen in die Polizei im unter brutaler Drogenkriminalität leidenden Marseille schwer erschüttert.
Den Beamten einer für den Norden von Marseille zuständigen Einheit wird vorgeworfen, Dealern und Verkäufern von Schwarzmarkt-Zigaretten Drogen und Geld abgeknöpft zu haben.
Bereits im November waren Vorermittlungen eingeleitet worden, die verdächtigten Beamten wurden mit Wanzen und Geheimkameras in ihren Dienstwagen und im Kommissariat überwacht. Bei der Durchsuchung der Spinde der Männer wurde nach ihrer Festnahme unter anderem ein halbes Kilogramm Haschisch gefunden.
Brutaler Bandenkrieg
Wieviel Geld beschlagnahmt wurde, ist derzeit nicht bekannt. Insgesamt sollen die Beamten aber zehntausende Euro erbeutet haben.
In Marseille tobt ein brutaler Bandenkrieg zwischen Drogendealern. In der Stadt und in der umliegenden Region wurden seit Jahresbeginn bei Auseinandersetzungen zwischen den Banden fast 20 Menschen getötet. Dabei setzen die Gangster häufig auch grosskalibrige Kalaschnikows ein.
Die französische Regierung hat den Kampf gegen die Drogenkriminalität in der Stadt zu einer ihrer Prioritäten erhoben. Die Ermittlungen gegen die Ermittler werfen ein schlechtes Licht auf die Polizei der Stadt, die bereits vor zwei Jahren von einen Skandal um die Verbindungen von Beamten in die Unterwelt erschüttert worden war.