Polizistenstreik gefährdet zweitgrössten Karneval Brasiliens

Ein gross angelegter Polizistenstreik droht die Feierlichkeiten zum brasilianischen Strassenkarneval kommende Woche zu gefährden. In Salvador, der Hauptstadt des Bundesstaates Bahia, hielten rund 300 streikende Polizisten das Regionalparlament weiter besetzt.

Armee-Kordon vor dem Parlamentsgebäude in Salvador da Bahia (Bild: sda)

Ein gross angelegter Polizistenstreik droht die Feierlichkeiten zum brasilianischen Strassenkarneval kommende Woche zu gefährden. In Salvador, der Hauptstadt des Bundesstaates Bahia, hielten rund 300 streikende Polizisten das Regionalparlament weiter besetzt.

Etwa 1000 Soldaten und Bundespolizisten umstellten das Parlamentsgebäude in Salvador da Bahia und patrouillierten in der historischen Altstadt sowie an den Stränden. Die Beamten waren vor acht Tagen in den Streik getreten und hatten das Parlamentsgebäude besetzt, um höhere Löhne durchzusetzen.

Zwar seien in den Verhandlungen mit den Polizisten einige Fortschritte gemacht worden, hiess es am Dienstag aus Kreisen der Unterhändler. Eine Einigung sei jedoch noch nicht erzielt worden.

„Es ist klar, dass dieses Jahr kein Karneval stattfindet“, sagte Iosvaldo Cardoso de Jesus, ein 35-jähriger Polizist im Ausstand, der sich vor dem Parlamentsgebäude mit seinen Kollegen solidarisierte. „Wenn wir nicht auf den Strassen patrouillieren, wäre Karneval ein tödliches Chaos“, sagte er.

Schwere Vorwürfe in Bahia

Der Karneval von Salvador da Bahia ist nach den Feiern in Rio de Janeiro der zweitgrösste in Brasilien. Seit Beginn des Streiks hat sich die Mordrate in Salvador da Bahia verdoppelt.

Die Polizisten wollten ein „Blutbad“ anrichten, um eine Atmosphäre der Angst zu schaffen, sagte Gouverneur Jaques Wagner. Einige Polizisten wurden festgenommen, weil sie plündernde Banden gesteuert und Polizeifahrzeuge gestohlen haben sollen.

Bereits am Wochenende waren zahlreiche Konzerte und Feiern im Vorfeld des Karnevals aus Angst vor Gewalt abgesagt worden. Die Behörden befürchten, die unsichere Lage könnte einen Teil der 800’000 erwarteten Touristen abschrecken.

Streikdrohung auch in Rio

Für Brasilien ist der Karneval ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Touristen geben jedes Frühjahr umgerechnet rund 460 Millionen Franken im Land aus. Wegen des Streiks haben bereits zehn Prozent der Touristen ihre Reise nach Bahia abgesagt.

Kurz vor der Abstimmung im Regionalparlament des Bundesstaates Rio über eine Lohnerhöhung drohte die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes ebenfalls mit Streiks. Sollten Polizisten, Feuerwehrleute und Justizvollzugsbeamte keine höheren Gehälter erhalten, würden sie ab Freitag in den Ausstand treten, teilte die Gewerkschaft mit.

Der Gouverneur von Rio zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Polizisten jetzt nicht streiken würden. „Wenn sie diesen Beruf annehmen, wissen sie, dass ihr Job wichtig ist“, sagte Sergio Cabral: „Ich hege keine Zweifel, dass wir die Sicherheit während des Karnevals gewährleisten können.“

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