Tenor Piotr Beczala, der als Alfredo in der «Traviata» bei der Saisoneröffnung der Scala am Samstag ein Pfeifkonzert einstecken musste, reagiert beleidigt. Auf seiner Facebook-Seite kündigt der Pole an, nie wieder in Italien auftreten zu wollen.
Er sei mit dem Regiekonzept von Dmitri Tchernaikow nicht einverstanden gewesen, doch habe er seine Rolle so gut wie möglich gespielt, schreibt der 46-Jährige: «Das Ergebnis meiner Bemühungen waren meine ersten Buhs überhaupt». Er werde seinen Kontrakt an der Scala natürlich erfüllen, aber dann sei Schluss: «Nach Italien komme ich nur noch zum Ferienmachen.»
Seine Empfehlung für die Scala fällt entsprechend klar aus: «Die sollten nurmehr italienische Sänger engagieren. Warum ich meine Zeit mit diesem ‚Schmarrn‘ vergeudet habe….»
Scala-Publikum ist traditionell ungnädig
Hunderte Fans erklärten sich mit dem Tenor auf Facebook solidarisch, einige kritisierten ihn als «Diva». Auch Scala-Intendant Stéphane Lissner sicherte Beczala Rückendeckung. «Er ist einer der wenigen guten Tenöre dieser Zeit und ist nie ausgepfiffen worden. Wegen eines fanatischen Teils des Scala-Publikums wollen viele Sänger nicht in Mailand auftreten», erklärte Lissner.
Enttäuscht zeigte sich auch Regisseur Tchernaikow, dessen Regie ebenfalls Unmut unter einigen Scala-Zuschauern auslöste. «Ich habe das verwirklicht, was ich im Sinne hatte, ohne Kompromisse zu akzeptieren. Die Scala, ein grossartiges Opernhaus, hat mich stets verteidigt und unterstützt. Ich verlange nicht, dass meine Regie jedem gefällt. Kritik ist im Theater normal».
Konservative Opernfans kritisierten Tchernaikows Regie als übertrieben extravagant und zu weit vom Libretto der Verdi-Oper entfernt.