Gezerrt, spekuliert und geboten wurde im Juni beeindruckend viel bis zu seiner Unterschrift bei Schalke 04: Breel Embolo, der Frontmann der nächsten Generation, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
An der EM war für Embolo primär die Rolle des exquisiten Jokers vorgesehen, unmittelbar vor dem Auftakt zur WM-Ausscheidung gegen den Europameister Portugal ist nicht definitiv absehbar, ob sich an seiner persönlichen Ausgangslage in der SFV-Auswahl nach 191 EM-Minuten etwas verändert hat. Wegen des medizinisch bedingten Forfaits von Team-Topskorer Xherdan Shaqiri ist die Besetzung im rechten Couloir nach wie wie vor offen: Embolo oder der spektakuläre FCB-Dribbler Renato Steffen.
Ansprüche meldet der aktuell jüngste Schweizer Nationalspieler keine an. Daran ändert auch sein imposanter Marktwert wenig. Dass Schalke für ihn im Sommer gemäss deutschen Angaben über 22 Millionen Euro auslegte, macht er nicht zum Thema. Er sei nicht als Rekord-Transfer der Knappen ins Camp der Schweizer eingerückt, sondern als Spieler mit Ambitionen, «der etwas bewegen will».
Embolo ist bereits tief eingetaucht in die Ruhrpottkosmos. Und er hat am 1. Bundesliga-Spieltag mitbekommen, welche Schwingungen S04 auszulösen vermag. Der Verein mit 145’000 Mitgliedern und mehreren Millionen Sympathisanten in allen Landesteilen geht mit Niederlagen weniger pragmatisch um als die TSG Hoffenheim. Nach dem 0:1 in Frankfurt war die Aufregung beträchtlich, die Kritiker formierten sich bereits, die Verantwortlichen schäumten.
«Die Enttäuschung war gross. Wir zeigten während der Vorbereitung viel Gutes, dann verlieren wir gegen die Eintracht.» Embolo fasst die ungemütlichen ersten Stunden im Gelsenkirchener Alltag unaufgeregt zusammen. Der neue Schalker Hoffnungsträger sitzt an einem schlichten Holztisch in der Schweizer Trainingsbasis in Freienbach, der Pulsschlag von Blau-Weiss ist vorübergehend nicht zu spüren.
Und doch ist im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda gut zu spüren, wie schnell Embolo in der vergleichsweise neuen und unruhigen Fussball-Welt angekommen ist. Der Empfang sei ansprechend verlaufen: «Meinen Platz im Team habe ich sofort gefunden. Ich spürte viel positive Energie von den Jungs, sie kümmerten sich um mich.»
Mit der erheblichen Erwartungshaltung geht der 19-Jährige noch immer relativ gelassen um: «Auf mich wird geschaut. Das war in Basel nicht anders und ist auch in der Nationalmannschaft so.» Dass sich der Klub in einem eigens angefertigten Begrüssungs-Video an der Generalversammlung damit brüstete, im Poker um Embolo den FC Barcelona, Manchester United und Leipzig düpiert zu haben, wird seine Mission aber kaum vereinfachen.
Im Cup markierte er sein erstes Tor, beim Auftakt in der Meisterschaft griff der Hochbegabte erst in der zweiten Hälfte ein. Noch sind die Schritte überschaubar, auch wenn das Talent sagt, gekommen zu sein, «um sofort zu helfen». Der Aufstieg an die erweiterte deutsche Spitze ist nicht zu unterschätzen. «Ein anderes Land, ein anderes System, ein anderer Fussball.»