Portugal setzt den Verkauf von Tafelsilber zur Sanierung der maroden Staatsfinanzen fort. Nach mehreren Privatisierungen trennt sich das Euro-Krisenland nun auch von 70 Prozent der Anteile an Correios de Portugal, der Post.
Den Verkauf der Aktienmehrheit an der Post teilte die Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho am Donnerstag nach einer Kabinettssitzung mit. Die Privatisierung solle sowohl über die Börse als auch per Direktverkauf an institutionelle Investoren erfolgen, hiess es.
Bis zu fünf Prozent sollen für die Belegschaft reserviert werden. Zum erwarteten Erlös wurden keine Angaben gemacht. Medien sprachen aber von einer möglichen Einnahme von bis zu 600 Millionen Euro.
Mit Kundgebungen und Streiks hatten die Beschäftigten der Staatspost mehrfach gegen die Privatisierungspläne protestiert und auch den Umstrukturierungsprozess angeprangert, in dessen Rahmen bis jetzt mehr als einhundert Filialen geschlossen wurden. Die Zahl der Mitarbeiter wurde allein zwischen Mitte 2012 und Mitte 2013 um über 900 auf noch 13’150 gesenkt.
Mit dem Privatisierungsprogramm will Portugal die Auflagen der Geldgeber erfüllen, die das Land 2011 mit einem 78 Milliarden schweren Hilfspaket vor dem Bankrott retteten. Bisher trennte man sich von Anteilen am Stromriesen EDP, am Energieversorger REN sowie an der Flughafenverwaltungsbehörde ANA. Dafür flossen rund 6,5 Milliarden Euro in die Staatskassen.
Das Mindestziel von 5,5 Milliarden Euro ist damit längst übertroffen. Zur Privatisierung stehen auch noch die Airline TAP, Teile der Wasserbetriebe Aguas de Portugal sowie Schiffswerften im Norden des Landes an.