Portugal trifft an der EM in Frankreich im Viertelfinal auf Polen. Die Portugiesen schlagen Kroatien durch ein spätes Tor in der Verlängerung mit 1:0.
Der nach 70 Minuten eingewechselte Ricardo Quaresma wurde in der 117. Minute zum Helden. Er köpfte aus einem Meter ins offene Tor ein. Zuvor hatte Kroatiens Goalie Danijel Subasic den allerersten Torschuss des gesamten Spiels (!) mit Müh und Not noch parieren können. Cristiano Ronaldo hatte geschossen. Schon gegen Ungarn interpretierte Quaresma die «Joker-Rolle» perfekt. Damals hatte er den 3:3-Ausgleich vorbereitet, dank dem die Portugiesen überhaupt erst die Achtelfinals noch erreicht hatten.
Quaresmas Goal war der dramatische Höhepunkt eines äusserst flauen Kicks. 35 Sekunden vor dem einzigen Goal der Partie hatte hatte Ivan Perisic auf der Gegenseite an den Pfosten geköpft. Danach folgte Portugals entscheidender Konter. Nach dem 0:1 erspielten sich die Kroaten noch zwei gute Ausgleichschancen.
Vor dem rassigen Finish langweilte der Achtelfinal die Fans fast zwei Stunden lang. Bei Halbzeit der Verlängerung wurden beide Teams von den Zuschauern im Stade Bollaert-Delelis sogar ausgepfiffen.
Ereignislose 90 Minuten
Eine Stunde lang war in Lens fast gar nichts gelaufen. Experten mögen die Partie als taktische defensive Meisterleistung einstufen; die Zuschauer indessen freuten sich nicht. Die beste Möglichkeit während der ersten Halbzeit bot sich dem portugiesischen Innenverteidiger Pepe bei einem Kopfball über das Tor. In Tat und Wahrheit hätte es aber auch diese Chance nicht geben dürfen, denn Pepe startete vor dem Freistoss zu früh und manövrierte sich ins (ungeahndete) Offside.
Nach der langweiligen ersten Stunde intensivierten sich die Aktionen kurzfristig. Lanciert wurde die temporäre Tempoerhöhung von einer kroatischen Grosschance. Ein Freistoss von Ivan Rakitic köpfte Domagoj Vida um Zentimeter links am Tor vorbei. Die Portugiesen suchten danach endlich auch die Offensive. Cristiano Ronaldo, der bis zur 60. Minute bloss auf 20 Ballkontakte kam, und auch Nani, der als erst vierter Portugiese das 100. Länderspiel bestritt, kamen plötzlich zu besseren Szenen. Aus der portugiesischen Steigerung resultierte in der 64. Minute die strittigste Szene der Partie vor der entscheidenden Schlussphase: Ivan Strinic traf bei einer unnötigen Klärungsaktion (Ball war für Nani unerreichbar) Nani mit dem Bein an der Hüfte. Nani kam zu Fall, die Kroaten hatten Glück, dass der spanische Referee Carlos Velasco Carballo nicht auf Penalty entschied.
Kurz darauf liess die Intensität wieder nach. Nicht einmal ein spätes Tor in der regulären Spielzeit stand im 39. Turnierspiel zur Diskussion. Wie hätte es auch fallen sollen. Während der gesamten 90 Minuten musste keiner der beiden Goalies Danijel Subasic (Kroatien) und Rui Patricio (Portugal) einen Schuss parieren. Nicht einmal Cristiano Ronaldo brachte einen Torschuss zu Stande. Dafür klärte Ronaldo nach 94 Minuten mit dem Kopf bei der letzten Aktion der Verlängerung vor dem eigenen Tor.
Portugal gegen Polen
Der glückliche Sieger Portugal trifft am Donnerstagabend in Marseille auf Polen, den glückhaften Bezwinger der Schweizer Auswahl. Aufgrund der samstäglichen Leistungen gehört die Favoritenrolle in diesem ersten Viertelfinal des Turniers den Polen.
Telegramm:
Kroatien – Portugal 0:1 (0:0)
Stade Bollaert-Delelis, Lens. – 33’523 Zuschauer. – SR Velasco Carballo (ESP). – Tor: 117. Quaresma (Ronaldo) 0:1.
Kroatien: Subasic; Srna, Corluka (120. Kramaric), Vida, Strinic; Modric, Badelj; Brozovic, Rakitic (110. Pjaca), Perisic; Mandzukic (88. Nikola Kalinic).
Portugal: Rui Patricio; Cédric, Pepe, José Fonte, Guerreiro; André Gomes (50. Sanches), Adrien Silva (108. Danilo), William Carvalho, João Mario (87. Quaresma) ; Nani, Ronaldo.
Bemerkungen: Beide Teams komplett. 116. Pfostenschuss von Perisic. Verwarnung: 78. William Carvalho (Foul).