Ob Smartphone, Digitalkameras oder das Internet: Viele Anwendungen enthalten Ortungstechnologien, die Positionsdaten ihrer Nutzer auf den Meter genau preisgeben. Nun warnt eine neue Studie des Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung (TA-Swiss) vor dem Verlust der Kontrolle und ruft die Politik zum Handeln auf.
Neben der Satellitenortung durch GPS gibt es heute mehr als ein Dutzend Technologien, die indirekt die Personenortung zulassen. Handys können auf 100 Meter, Wireless-LAN gar auf einen Meter genau lokalisiert werden. Geotagging von Digitalbildern im Internet gibt den Aufnahmeort preis, die IP-Adresse des Internetzugangs sogar Strasse und Hausnummer.
„Diese Technologien bringen viele Vorteile, haben aber auch sehr kontroverse Aspekte“, erklärte Sergio Bellucci, Geschäftsführer der TA-Swiss, am Dienstag vor Medien. So habe die Ortungs-App der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega schon Menschenleben gerettet.
Weiter könnten Einsätze von Ambulanzen geplant, Personen wie Demenzkranke überwacht oder der Verkehr gesteuert werden. Kritisch werde es hingegen, wenn solche Positionsdaten für Marketing- oder Überwachungszwecke missbraucht würden.
Gewisse Leistungen von Geräten beruhten zwingend auf Ortungstechnologien, ohne dass der Nutzer davon wisse, erklärte Studienleiter Lorenz Hilty, Professor für Informatik an der Universität Zürich und an der Empa St. Gallen.
Verlust der Privatsphäre
Ortungstechnologien seien ein Risiko für die Privatheit, warnte auch Bruno Bäriswil, Datenschutzbeauftragter des Kantons Zürich. „Jeder hat das Recht, sich im öffentlichen Raum unbeobachtet zu bewegen und darf selbst bestimmen, wer ihn orten darf.“ Dies garantiere die Verfassung.
Überwachung am Arbeitsplatz regeln
Angesichts des beachtlichen Missbrauchspotenzials fordern die TA-Swiss-Forscher die Politik zum Handeln auf. „Wir benötigen effiziente Sanktionsmöglichkeiten beim Missbrauch der Daten“, sagte Hilty. Weiter müsse der Datenschutz international durchgesetzt werden.
Es fehlten zudem klare Regelungen zur Ortung von Mitarbeitenden am Arbeitsplatz und Demenzkranken sowie zur Videoüberwachung. Das Recht jedes Einzelnen auf Löschen der Daten müsse garantiert werden, fordert TA-Swiss.