Rund 300 Postauto-Chauffeure haben sich aus Protest ein blaues statt ein gelbes Hemd angezogen. Das teilte die Gewerkschaft syndicom mit. Die «blauen» Chauffeure kritisieren, dass Fahrer, die nicht direkt bei der PostAuto AG angestellt sind, weniger verdienen.
Mit der Aktion wollten die Chauffeure laut syndicom das ungerechte Zweiklassensystem bei PostAuto sichtbar machen. Syndicom prangerte in einem Communiqué erneut die «massiven Unterschiede bei Lohn und Anstellungsbedingungen» zwischen dem Personal der privaten Postautounternehmen (PU) und Regiebetrieben der PostAuto Schweiz AG an.
Die PostAuto AG hat Teile ihres Liniennetzes Subunternehmen übertragen. Deren rund 1500 Fahrer unterstehen nicht dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV), sondern einem Personalreglement. Dieses bietet weniger Lohn und Sozialleistungen.
Das Fahrpersonal der privaten Postautounternehmen und die Gewerkschaft syndicom fordern seit längerer Zeit, dass das Personal der privaten Unternehmen ebenfalls dem GAV unterstellt wird.
Thema der GAV-Verhandlungen
Die PostAuto AG teilte auf Anfrage mit, sie habe die Forderungen zur Kenntnis genommen. Die Anstellungsbedingungen des Fahrpersonals würden im Rahmen der kommenden GAV-Verhandlungen thematisiert, die für Januar 2014 geplant seien.
Die privaten Postautounternehmen böten ihrem Fahrpersonal aber lokal oder regional übliche Löhne und Anstellungsbedingungen, schrieb eine Sprecherin auf Anfrage. Die Anstellungsbedingungen, welche PostAuto AG biete, seien im Branchenvergleich überdurchschnittlich.
Die Gewerkschaft syndicom wertete den Aktionstag als Erfolg. Besonders hoch sei die Beteiligung im Bündnerland, im Jura und im Tessin gewesen; zurückhaltender sei die Reaktion im Mittelland ausgefallen.
Im Unterwallis schüchterten die privaten Postautochefs nach Angaben von syndicom mit Druck und Drohungen das Personal bei Dienstantritt vor Ort ein.
Die PostAuto AG hatte nach eigenen Angaben den Subunternehmen empfohlen, Fahrerinnen und Fahrer in blauen Hemden oder mit Pins anzuweisen, sich umzuziehen. Angestellte, die sich weigerten, sollten verwarnt werden.
Alte Forderung
Bereits im März hatten rund 200 Personen gegen die ungleichen Löhne bei den Postautofahrern demonstriert. Und im vergangenen August wurde der Konzernleitung der Schweizerischen Post eine von 800 Fahrerinnen und Fahrern der Subunternehmer unterzeichnete «Petition gegen die Ungleichbehandlung» übergeben.