Zur 150-Jahr-Feier der Schweizer Bischofskonferenz hat Präsident Markus Büchel die Gläubigen und Bischöfe zur Einheit aufgerufen. Die Geschichte würde zeigen, dass aus einem Kulturkampf ein konstruktives ökumenisches Miteinander werden könne.
Wo Menschen sich im Glauben in der Mitte versammelten, würden Grenzen überwunden, sagte der St. Galler Bischof Markus Büchel am Sonntag in seiner Predigt in der Klosterkirche Einsiedeln.
Die besondere Aufgabe der Bischofskonferenz sei es, für die Einheit der Kirche einzustehen, sei es unter den Bischöfen, den Seelsorgenden oder den Gläubigen. Allein für diesen Zweck sei die Konferenz gegründet worden und bestehe bis heute.
Vor dem Hintergrund der Kritik der katholischen Reformbewegung an der Kirchenleitung sagte Büchel, hinter manchmal heftigen Anfragen würden sich Nöte und Hilfeschreie verbergen, die nicht überhört und nicht totgeschwiegen werden dürften.
Der Präsident der Bischofskonferenz appellierte auch an die Einheit unter den Bischöfen. Diese seien heute in einer säkularen Gesellschaft besonders gefordert. Jeder Mitarbeitende der kirchlichen Leitungsgremien verletze mit unangemessenen Äusserungen in den Medien viele Menschen, die sich für die Kirche einsetzen würden, sagte Büchel gemäss Redetext.
Appell von Niederberger
Gemeinsam mit der Bischofskonferenz feierte am Sonntag auch das Hilfswerk Inländische Mission sein 150-jähriges Bestehen. Das Hilfswerk war nach seiner Gründung dafür verantwortlich, dass in reformierten Gebieten auch eine katholische Seelsorge aufgebaut und Priester eingestellt werden konnten.
Paul Niederberger, Präsident der Inländischen Mission und Nidwaldner CVP-Ständerat, appellierte an die Bischöfe, sich für den Erhalt der Kirchensteuerpflicht einzusetzen. Sie seien nämlich die Hauptbetroffenen, wenn die Kirchensteuer natürlicher und juristischer Personen in den Kantonen abgeschafft würde, sagte er gemäss Redetext in seiner Ansprache.
Eine Kirche, die arm sei, könne keine Kirche mehr für Arme und Randständige sein, sagte Niederberger weiter. Die Inländische Mission könne nie flächendeckende Ersatzleistungen erbringen, wenn die Kirche in den privaten Bereich gedrängt werde.
Leuthard fordert Herz und Engagement
Bundesrätin Doris Leuthard nahm in ihrer Festrede Politik und Gesellschaft für ein «Miteinander» in die Pflicht. Wer in der Schweiz lebe, von dem werde ein weites Herz und Engagement für den Staat und die Gemeinschaft verlangt. Der Staat sei nicht bloss eine ökonomische Zweckgemeinschaft.
Weil das Tun an gemeinsamen Werten ausgerichtet sei, sei die Schweiz ein lebens- und liebenswertes Land, sagte die CVP-Bundesrätin. Diese Werte würden aber auch verpflichten, um auch in Zukunft religiöse Konflikte zu überbrücken, wirtschaftliche Ungerechtigkeiten auszumerzen und politisches Machtgehabe einzudämmen.
Neben Gläubigen aus allen Landesteilen feierten in Einsiedeln zahlreiche Vertreter aus Ökumene, Staat und Politik sowie Repräsentanten des heiligen Stuhls und Bischöfe aus den Nachbarländern mit der Inländischen Mission und den Schweizer Bischöfen.
Die Schweizer Bischofskonferenz wurde 1863 in Solothurn gegründet. Ziel war eine einheitliche Führung der Bistümer und mehr kirchliche Disziplin. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil schrieb Rom Mitte der 1960er Jahre die Errichtung von Bischofskonferenzen in allen Ländern vor. Heute treffen sich die 14 Mitglieder der Konferenz viermal im Jahr zu dreitägigen Sitzungen.