Präsident der Grossbank Barclays tritt zurück nach Zins-Skandal

Im Skandal um versuchte Zinsmanipulation der britischen Grossbank Barclays ist Verwaltungsratspräsident Marcus Agius zurückgetreten. Es tue ihm aufrichtig Leid, dass Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre im Stich gelassen worden seien, liess Agius am Montag verlauten.

Der zurückgetretene Präsident von Barclays, Marcus Agius (Archiv) (Bild: sda)

Im Skandal um versuchte Zinsmanipulation der britischen Grossbank Barclays ist Verwaltungsratspräsident Marcus Agius zurückgetreten. Es tue ihm aufrichtig Leid, dass Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre im Stich gelassen worden seien, liess Agius am Montag verlauten.

Barclays kündigte zudem eine interne Untersuchung der Vorfälle und die Entwicklung eines neuen, verpflichtenden Verhaltenskodex an. „Die Ereignisse der letzten Woche haben inakzeptable Verhaltensstandards innerhalb der Bank offengelegt und Barclays Ruf einen schweren Schlag verpasst“, erklärte Agius. Als Verwaltungsratspräsident sei er der ultimative Wächter über den Ruf der Bank, weshalb er nun die Verantwortung übernehme und gehe.

Nach Aufflammen des Skandals in der vergangenen Woche hatten Politiker und Bankenexperten einen Rücktritt von Barclays-Konzernchef Bob Diamond gefordert. Dieser erklärte am Montag, Agius‘ Entscheidung verdiene „unser aller Respekt“. Er hiess die Untersuchung der Geschäftspraktiken bei Barclays willkommen. Er werde sicherstellen, dass die Empfehlungen dieser Untersuchung umgesetzt würden.

Versuch der Zinsmanipulation

Barclays hatte unlängst zugegeben, eine Manipulation der Zinsen im Interbanken-Verkehr versucht zu haben. Deshalb muss die Bank an die Finanzaufsichtsbehörden in den USA und Grossbritannien sowie an das US-Justizministerium eine Rekordstrafe von 290 Millionen Pfund (rund 430 Mio. Franken) zahlen.

Gegen mehrere andere Banken in Europa und den USA laufen ebenfalls Ermittlungen – darunter auch gegen die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse. Die Behörden hatten sowohl beim europäischen Zinssatz Euribor als auch beim Londoner Libor – den Zinssätzen, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen – in den Jahren zwischen etwa 2005 und 2008 Unregelmässigkeiten entdeckt.

Der Satz beeinflusst auch Geschäfte im Derivatehandel, bei denen Billionen bewegt werden.

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