Viel zu tun: Preisüberwacher Stefan Meierhans war auch im Jahr 2012 vielseitig tätig. Insbesondere der Pharmaindustrie, Kabelnetzanbietern und der Schweizerischen Post schaute Meierhans auf die Finger.
Im Zentrum intensiver Verhandlungen mit der Pharmaindustrie standen die Medikamentenpreise, wie dem am Freitag publizierten Jahresbericht des Preisüberwachers zu entnehmen ist. Angesichts des starken Frankens kam im vergangenen Jahr die Forderung auf, die Preisvorteile müssten den Konsumenten auch bei den Arzneimitteln weitergegeben werden.
Die Pharmafirmen widersetzten sich diesen Bestrebungen. Nach Willen der Pharmafirmen sollte der Eurowechselkurs für den Länderkorb-Referenzpreis nicht von 1,58 Franken auf den Jahresdurchschnittskurs von 1,23 Franken gesenkt werden. Stattdessen beharrten die Firmen auf einem Wechselkurs zwischen 1,35 und 1,40 Franken. Nach Diskussionen mit Meierhans wurde schliesslich ein Kompromiss von 1,29 Franken erzielt.
Dies ermöglichte der Krankenkassen-Grundversicherung Einsparungen von rund 240 Millionen Franken. Gleichzeitig bedauert Meierhans, dass er den nominalen Wechselkurs von 1,23 Franken bei den Medikamentenpreisen nicht durchsetzen konnte. Keiner anderen Exportindustrie würden derartige „Subventionen“ gewährt wie dem Pharmasektor.
Vereinbarung mit Cablecom
Eine Vereinbarung gelang dem Preisüberwacher auch mit der Kabelnetzbetreiberin UPC Cablecom. Darin geregelt ist der Übergang vom analogen zum digitalen Fernsehgrundangebot. Das Unternehmen verpflichtete sich, das Grundangebot ohne Verschlüsselung anzubieten und kam damit einer langjährigen Forderung des Preisüberwachers nach.
Ausserdem vereinbarten Meierhans und UPC Cablecom, dass die Firma bei Bedarf kostenlose Konverterboxen zur Verfügung stellen wird. Diese erlauben den Empfang der Digitalprogramme auch älteren TV-Geräten. Im Gegenzug habe der Preisüberwacher einer über zwei Jahre gestaffelten Preiserhöhung von 90 respektive 60 Rappen beim monatlichen Grundabo-Tarif zugestimmt.
Brief- und Paketpost für Preisüberwacher zu teuer
Bei der Schweizerischen Post beanstandete der Preisüberwacher die aktuell hohen Tarife bei der Brief- und Paketpost. Diese ständen in keinem Verhältnis zu den hohen Gewinnen der Post, hatte Meierhans bereits vor Wochenfrist verlauten lassen.
Er erwarte, dass die Post die Wirtschaft und Konsumenten von ihrer positiven Gewinnsituation über Preissenkungen profitieren lasse, so Meierhans. Bei der Post stösst diese Forderung jedoch auf taube Ohren. Weil eine einvernehmliche Lösung scheiterte, kommt es nun zu einem formellen Verfahren.
Postpreise auch von Konsumenten am stärksten kritisiert
Dass in der Schweizer Konsumentenlandschaft nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, zeigen die im Jahr 2012 eingegangenen Publikumsbeschwerden. Mit 2796 Meldungen von Konsumentenseite wurde hier nach dem Rekord im Jahr 2011 auch 2012 ein neuer Höchststand erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl um 6 Prozent zu.
Mit 20 Prozent aller Fälle wurden die Preise der Post am meisten beanstandet. Die Preise in der Telekommunikation waren 13,5 Prozent der Konsumenten ein Dorn im Auge, während sich 10,7 Prozent an den Tarifen im Gesundheitswesen und 7,1 Prozent an den Tarifen im öffentlichen Verkehr störten.