Print verliert erneut Leser

Die Schweizer Tageszeitungen haben im letzten Jahr erneut Leserinnen und Leser verloren. Pendlerzeitungen stehen bei den Jungen nach wie vor hoch im Kurs. Wichtigste Kunden von traditionellen Tageszeitungen sind Leser der «Generation 55+».

Nummer eins bei jungen Lesern: «20 Minuten». (Bild: sda)

Die Schweizer Tageszeitungen haben im letzten Jahr erneut Leserinnen und Leser verloren. Pendlerzeitungen stehen bei den Jungen nach wie vor hoch im Kurs. Wichtigste Kunden von traditionellen Tageszeitungen sind Leser der «Generation 55+».

Die vier grössten Tageszeitungen der Deutschschweiz erreichen allesamt weniger Leserinnen und Leser. Dies geht aus der neusten Erhebung der WEMF AG für Werbemedienforschung hervor.

Die Pendlerzeitung «20 Minuten» ist mit einer Reichweite von 1,57 Millionen weiterhin die meistgelesene Tageszeitung des Landes – mit einem leichten Rückgang von 4000 Lesern im Vergleich zur letzten Erhebung.

Das Pendant «Blick am Abend» wird noch von 747’000 Personen gelesen. Das sind im Vergleich zur letzten Erhebung 32’000 weniger. Die meistgelesene Bezahlzeitung, der «Blick», verlor 15’000 Leser und kommt noch auf 705’000. Der «Tages-Anzeiger» erreicht 490’000 Personen (- 14’000).

Für die jüngste Studie hat die WEMF in der Zeit zwischen dem 1. Oktober 2012 und dem 6. Oktober 2013 rund 19’000 Personen aus allen Landesteilen zu ihrer Mediennutzung befragt. Die Vergleichszahlen waren zwischen April 2012 und April 2013 erhoben worden.

NZZ-Gruppe gewinnt dank neuer Zusammensetzung

Die NZZ verlor 9000 Leser und erreicht neu 279’000 Leser. Bei den anderen Titeln des NZZ-Verlags sieht es besser aus: Das «St. Galler Tagblatt» (Gesamtauflage) steigerte seine Leserzahl um 39’000 auf 295’000 Leser, und die «Neue Luzerner Zeitung» (Gesamtauflage) um 20’000 auf 307’000 Leser. Bei diesen beiden Titeln hat sich allerdings die Zusammensetzung im Vergleich zur letzten Studie verändert.

Zur «Neuen Luzerner Zeitung» gehört neu der «Bote der Urschweiz», zum Verbund des «St. Galler Tagblatts» zählen inzwischen zusätzlich der «Werdenberger & Obertoggenburger», die «Rheintalische Volkszeitung» und das «Liechtensteiner Vaterland». Diese drei gehörten zuvor zum Zeitungsverbund der «Südostschweiz». Deshalb relativiert sich auch deren Verlust von 81’000 Leserinnen und Lesern, was einem Drittel der bisherigen Leserschaft entspricht.

«Schweiz am Sonntag» verliert

Auch die Deutschschweizer Sonntagsblätter mussten mit Ausnahme der «SonntagsZeitung» (+ 4000 auf 655’000) Federn lassen. Eine besonders deutliche Abnahme der Leserzahl verzeichnete die «Schweiz am Sonntag». Die Zeitung verlor im Vergleich zur letzten Studie rund 15 Prozent ihrer Leserschaft (- 72’000).

Die WEMF hält zwar fest, bei der «Schweiz am Sonntag» sei ein Vergleich mit der letzten Studie nicht zulässig. Geändert hat sich aber lediglich der Name der Publikation. Die Auflage habe sich durch die Neulancierung nicht wesentlich verändert, hiess es bei den AZ Medien auf Anfrage.

Aus dem Vergleichsrahmen fallen auch die Titel «bz Basel/bz Basellandschaftliche Zeitung GES D» und «Die Nordwestschweiz GES N» zu. In der Erhebung zur MACH Basic 2014-1 waren die wöchentlichen Grossauflagen noch nicht berücksichtigt worden.

Schwierig ist der Vergleich auch bei der «Basler Zeitung». Laut WEMF stieg die Leserzahl der BaZ um 6000 auf 190’000 Leser. Doch dieser Wert ist ebenfalls nicht aussagekräftig, da die BaZ bis März 2013 noch eine Sonntagsausgabe publizierte, die inzwischen eingestellt wurde.

In der französischsprachigen Schweiz entwickeln sich die Zahlen für die Verlage ebenfalls nicht erfreulich: Auch hier ist die Zahl der Leser bei den meisten grossen Titeln geschrumpft – am stärksten bei «Le Matin» mit einem Minus von 26’000 (- 8,2 Prozent). Von den zehn meistgelesenen Tageszeitungen konnten einzig «La Liberté» (+ 2000) und «Le Nouvelliste» (+ 1000) zulegen.

Die WEMF beurteilt die Veränderungen in den Reichweiten – ausser im Fall von «Le Matin» – bei allen aufgezählten Zeitungstiteln als nicht signifikant. Anders bei den Zeitschriften und Magazinen. Hier haben etwa der «Beobachter» (- 64’000), die «Schweizer Familie» (- 37’000) sowie «Das Magazin» (- 46’000) deutlich Leser verloren.

Erfolgsgeschichte «LandLiebe»

Unter den Zeitschriften und Magazinen hebt sich einzig die Ringier-Publikation «LandLiebe» von der weit verbreiteten Tristesse ab. Das Magazin, das sich unter anderem Rezepten aus der Landküche sowie Wohn- und Dekorationsideen widmet, gewann im Vergleich zur letzten MACH-Studie 82’000 Leser dazu und erreicht nun 482’000 Personen.

«20 Minuten»-Leser sind jung und männlich

Die WEMF hat die Lesegewohnheiten auch nach Alter und Geschlecht aufgeschlüsselt. Wenig überraschend stehen die Pendlerzeitungen bei den Jungen hoch im Kurs. Die 14- bis 34-Jährigen machen bei «20 Minuten» und «Blick am Abend» 41 Prozent beziehungsweise 46 Prozent der Leserschaft aus.

Bei den traditionellen Tageszeitungen pendelt ihr Anteil dagegen lediglich zwischen 17 und 30 Prozent. Bei den meisten Zeitungen bilden die über 55-Jährigen die wichtigste Lesergruppe.

Die Leser der Pendlerzeitungen sind zudem überwiegend männlich. 57 Prozent der «20 Minuten»-Leserschaft sind Männer, beim «Blick am Abend» sind es 55 Prozent. Auch die Leserschaft von «Blick» (61 Prozent), «Tages-Anzeiger» (57 Prozent) und der «Neuen Zürcher Zeitung» (62 Prozent) ist mehrheitlich männlich.

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