Das Zerbröckeln des Bankgeheimnisses nagt an den Erträgen der Schweizer Privatbanken. Diese Institute stellen daher nur noch zögerlich Personal ein. Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen bei Privatbanken ist im vierten Quartal des letzten Jahres geradezu eingebrochen, wie aus dem neusten Finews-JobDirectory-Index hervorgeht.
Anfang 2013 hatten Schweizer Privatbanken 132 Stellen ausgeschrieben. Bis Jahresmitte erhöhte sich die Zahl der offenen Stellen auf 158, um dann im Verlauf des zweiten Halbjahres auf 91 einzubrechen.
Besonders im vierten Quartal war der Rückgang an ausgeschriebenen Stellen auffällig. Bei der Genfer Privatbank Pictet beispielsweise sank die Zahl der offenen Stellen zwischen Ende September und Ende Dezember von 38 auf 20, bei der Zürcher Julius Bär von 43 auf 18.
Im Zeitalter der Steuertransparenz gebe es zwar nicht weniger Kundengelder, doch seien die Margen und Erträge niedriger, heisst es im Communiqué des Schweizer Finanzportals Finews.ch vom Montag. Darum müssten nun weniger Mitarbeiter die gleiche Arbeit wie bisher erledigen. In der Medienmitteilung ist von einer «neuen Realität» im Schweizer Banking die Rede.
Auch die Auslandbanken sowie die Regional- und Retailbanken spürten diese neue Realität. Sie suchten im vierten Quartal des letzten Jahres ebenfalls deutlich weniger Personal. Über das gesamte Jahr betrachtet, hielten sie die Zahl der ausgeschriebenen Stellen jedoch konstant.
Grossbanken suchen Personal
Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse intensivierten dagegen ihre Personalsuche. Bei der UBS stieg die Zahl der ausgeschriebenen Stellen im vierten Quartal von 345 auf 403, bei der Credit Suisse von 228 auf 261. Über das Gesamtjahr steigerte die UBS die Zahl der offenen Stellen um 67 Prozent, die Credit Suisse um 20 Prozent.
Die UBS suche mehr Leute mit Erfahrung als die Credit Suisse, dafür seien bei der Credit Suisse mehr Stellen mit hoher Führungsverantwortung ausgeschrieben gewesen, hiess es in der Medienmitteilung.
Der Finews-JobDirectory-Index, der alle drei Monate vom Schweizer Finanzportal Finews.ch mit Daten des Portals JobDirectory.ch veröffentlicht wird, erfasst auch die ausgeschriebenen Stellen bei Versicherungen und anderen Finanzfirmen.
Gesamthaft hat die Schweizer Finanzbranche im letzten Jahr wieder mehr Leute eingestellt. Ende 2013 waren bei Banken, Versicherungen und anderen Finanzfirmen 3602 Stellen offen. Das sind 17 Prozent mehr als zu Beginn des Jahres.
Bei den Versicherungen verlief die Entwicklung ähnlich wie bei den Banken. Nach einem zurückhaltenden zweiten Halbjahr 2012, intensivierten sie ihre Personalsuche im Verlauf des Jahres 2013. Im vierten Quartal machten sich jedoch ebenfalls Abkühlungserscheinungen bemerkbar.
Beratungsfirmen stellen ein
Eine gegenläufige Entwicklung zeigte sich bei den übrigen Finanzfirmen, wozu Beratungs- und Revisionsgesellschaften zählen. Diese Unternehmen suchten deutlich mehr Personal. So erhöhte sich die Zahl der ausgeschriebenen Stellen beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC im vierten Quartal von 70 auf 149.
Dieser Trend sei unzweifelhaft auf die ungebremst zunehmende Regulierung zurückzuführen, heisst es in der Medienmitteilung. Diese Entwicklung werde sich im laufenden Jahr fortsetzen und den Arbeitsmarkt noch enorm beeinflussen.