Der bevorstehende Radikalumbau hat die Commerzbank im dritten Quartal in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich standen 288 Millionen Euro Verlust. Ein Jahr zuvor hatte die Bank 235 Millionen Euro verdient.
Hauptgrund für das Minus waren bereits angekündigte Abschreibungen in Höhe von 627 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem geplanten Schrumpfkurs. Zudem belastete eine höhere Risikovorsorge wegen des schwierigen Geschäfts mit Schiffskrediten, wie die zweitgrösste deutsche Bank am Freitag mitteilte.
Analysten hatten mit einem noch höheren Verlust gerechnet. Im Tagesgeschäft lief es jedoch besser als gedacht. So ging der operative Gewinn binnen Jahresfrist lediglich um fünf Prozent auf 429 Millionen Euro zurück.
Als Stütze erwies sich wieder einmal das Privatkundengeschäft. Den Belastungen durch das Zinstief versucht die Bank mit einer Ausweitung der Kreditvergabe und einem verstärkten Wertpapiergeschäft zu trotzen.
Zudem bleibt der Konzern erfolgreich auf Kundenfang: Seit 2013 konnte die Bank 994’000 zusätzliche Privatkunden gewinnen und hat damit ihr Ziel von einer Million bis Ende dieses Jahres so gut wie erreicht.
Investmentbanking legt zu
Einen kräftigen Gewinnzuwachs meldete das Investmentbanking, während die Mittelstandsbank über den Sommer ihr Ergebnis stabilisierte. Dagegen gab es im Osteuropageschäft ein deutlichen Gewinnrückgang. Die konzerneigene Abwicklungssparte schrieb wieder rote Zahlen.
Trotz der Abschreibungen rechnet die Bank für das Gesamtjahr weiterhin auch unter dem Strich mit schwarzen Zahlen. In den ersten neun Monate schmolz der Überschuss zum Vorjahreszeitraum um fast 90 Prozent auf 96 Millionen Euro zusammen. Im Gesamtjahr 2015 hatte die Bank erstmals seit langem einen Milliardengewinn erzielt.
Ursprünglich wollte die Bank das im laufenden Jahr wiederholen, doch angesichts des anhaltenden Zinstiefs und des anstehenden Umbaus hatte die Bank dieses Ziel schon früh kassiert.
Neue Ausrichtung
Der seit Mai amtierende Konzernchef Martin Zielke will die Commerzbank in den nächsten Jahren auf zwei Geschäftsfelder konzentrieren: Privatkunden und Firmenkunden. Dazu spaltet er die Mittelstandssparte auf.
Das Grosskundengeschäft wird mit dem Investmentbanking zusammengeführt, kleinere Unternehmenskunden sollen dagegen künftig vom Privatkundenbereich betreut werden. So will das Management Kosten und Risiken reduzieren.
Verbunden ist der Umbau mit der Streichung von 9600 der zuletzt gut 45’000 Vollzeitstellen bis zum Jahr 2020. Weil die Bank zugleich 2300 neue Arbeitsplätze in Einheiten im In- und Ausland schaffen will, sollen unter dem Strich 7300 Vollzeitstellen wegfallen. Die Dividende ist bis auf Weiteres gestrichen.