Pro Juventute warnt: Magersüchtige werden immer jünger

Behandlungen von Magersüchtigen haben in den vergangenen drei Jahren um 30 Prozent zugenommen. Dabei sind laut Pro Juventute vermehrt auch sehr junge Patienten betroffen. Mit ein Grund sei, dass Jugendliche vermehrt durch die sozialen Medien unter Druck gerieten.

Haut und Knochen: Wenn Jugendliche mit überhöhten Idealen konfrontiert, können die Folgen fatal sein. (Archiv) (Bild: sda)

Behandlungen von Magersüchtigen haben in den vergangenen drei Jahren um 30 Prozent zugenommen. Dabei sind laut Pro Juventute vermehrt auch sehr junge Patienten betroffen. Mit ein Grund sei, dass Jugendliche vermehrt durch die sozialen Medien unter Druck gerieten.

Früher sei eine typische Magersucht-Patientin 15 Jahre alt gewesen, schreibt die Pro Juventute in einer Mitteilung vom Montag. Heute seien teilweise bereits neunjährige Mädchen davon betroffen. Die Zahl der Patientinnen mit Essstörungen habe in den letzten Jahren stark zugenommen.

In der Entwicklung ihres Selbst- und Körperbildes stehen gemäss Pro Juventute Jugendliche heute unter grossem psychischem Druck. Sie seien in der Gesellschaft, den Medien und auf sozialen Plattformen konstant mit überhöhten Idealen konfrontiert.

Eine Befragung von 1000 Jugendlichen im vergangenen Jahr ergab, dass der Vergleich mit Idealbildern bei den Jugendlichen vor allem online stattfindet. 52 Prozent gaben an, sich auf Facebook zu vergleichen, 41 Prozent im Internet allgemein, 37 Prozent auf Instagram, 28 Prozent im Fernsehen, 20 Prozent in Magazinen und 12 Prozent in Zeitungen.

Wenn das Idealbild zum Selbstbild wird

Mehrmals am Tag meldeten sich Jugendliche bei der Notrufnummer 147 von Pro Juventute mit Fragen oder Sorgen in Zusammenhang mit Selbstwertgefühl und ihrem Aussehen, heisst es in der Mitteilung Der enorme Druck sei in vielen Gesprächen förmlich spürbar, wird Moana Crescionini, Beraterin bei der Notrufnummer, zitiert.

Da sei etwa das 13-jährige Mädchen, das sich seit Monaten aus lauter Verzweiflung selber verletze, weil sie sich hässlich und langweilig finde im Vergleich zu den perfekten Facebook-Fotos der anderen.

Oder da sei der 15-jährige Junge, der vor lauter Fitnesstraining kaum mehr Zeit finde, um sich unbeschwert mit seinen Freunden zu treffen. Aber er habe Angst davor, nie eine Freundin zu finden, wenn er nicht muskulös daherkomme.

Die Aufklärung und die Bestärkung von Jugendlichen in ihrem Selbst- und Körperbild seien zentrale Aufgaben der Prävention und der Gesundheitsvorsorge. Mit einer nationalen Jugendkampagne «Echtes Leben» zeige deshalb Pro Juventute auf, dass das auf den ersten Blick perfekte Leben der andern nicht der Realität entspreche.

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