Die Schweiz geht im Kampf gegen invasive Pflanzen lückenhaft vor, kritisiert Pro Natura. In Anbetracht dessen, dass manche davon die Gesundheit oder einheimische Gewächse gefährden, hat die Umweltorganisation am Dienstag eine klare Strategie gefordert.
„Die Kantone nehmen ihre Rolle als Kontrolleure beim Verkauf von invasiven Pflanzen nicht ernst genug“, entrüstet sich Wolfgang Bischoff, Projektleiter Biotopschutz bei Pro Natura. Obwohl die Behörden fast 20 Millionen Franken jährlich dafür ausgäben, um diese Pflanzen auszumerzen, verkauften Gärtnereien diese einfach weiter.
In den Regalen fänden sich sogar noch invasive Arten, deren Verkauf seit 2008 verboten ist, schreibt Pro Natura. Deren Sektion Freiburg hat in diesem Kanton Stichproben in gewissen Gärtnereien genommen. Dieser Mangel an Sorgfalt sei unverständlich, schreibt Pro Natura.
45 invasive Pflanzen in der Schweiz
Die 45 bekannten invasiven Pflanzen in der Schweiz stellen nicht nur eine Bedrohung für die biologische Vielfalt dar. Manche davon sind auch für den Menschen gefährlich. So können die Blätter des Riesen-Bärenklaus, einer hübschen Zierpflanze, nach Hautkontakt und Sonneneinstrahlung Verbrennungen dritten Grades auslösen.
Gemäss Pro Natura bleibt etwa die Hälfte der 20 Millionen Franken, die jährlich zur Bekämpfung der Pflanzen eingesetzt werden, annähernd ohne Wirkung. Die Massnahmen würden ohne übergeordnete Strategie beschlossen, das heisst, dass es keinerlei Prioritäten gebe, bei welchen Spezies oder in welchen Zonen zuerst interveniert werden müsste. Zudem folgten den Massnahmen meist keine langfristigen Wirkungskontrollen.
Die Umweltschutzorganisation brachte diese Kritik im Rahmen der ersten nationalen Aktionstage „Arten ohne Grenzen“ hervor, die vom 21. bis 23. Juni stattfinden. In der ganzen Schweiz finden aus diesem Anlass ein gutes Dutzend Aktionen statt.
Das Wallis reisst aus
Die Walliser Kantonsregierung hat am Dienstagmorgen in Nendaz VS Massnahmen gegen zwei invasive Arten bekanntgegeben, den Riesen-Bärenklau und das Drüsige Springkraut. Mehrere Zivilschutzteams sollen zwischen dem 18. Juni und dem 20. Juli solche Pflanzen ausreissen oder schneiden.
Sie stellen eine reale Gefahr für das Überleben einheimischer Arten dar und verursachen Mehrkosten im Unterhalt von Strassen- und Uferböschungen, wo sie überwiegend gedeihen, wie die Walliser Kantonsregierung in einem Communiqué schrieb.