Protest gegen Tamedia-Sparpläne in der Westschweiz

Während die Sparpläne des Medienhauses Tamedia in der Deutschschweiz keine grossen Wellen schlagen, geht ein Aufschrei durch die Westschweiz. In die Debatte schalten sich auch die Regierungen der Kantone Waadt und Genf ein.

Demonstrierende Medienschaffende in Genf (Bild: sda)

Während die Sparpläne des Medienhauses Tamedia in der Deutschschweiz keine grossen Wellen schlagen, geht ein Aufschrei durch die Westschweiz. In die Debatte schalten sich auch die Regierungen der Kantone Waadt und Genf ein.

Redaktoren der «Tribune de Genève» legten ihre Arbeit nieder. Am Mittwochmorgen demonstrierten in Genf rund 50 Journalisten gegen die Sparpläne. Ihrem Demonstrationszug schlossen sich auch Sympathisanten an.

Auf Schildern hielten sie Schlagzeilen in die Höhe, wie «Ohne Journalisten keine Artikel» und «Eine Zeitung ist keine Milchkuh». Eine vom Personal der Genfer Zeitung ausgearbeitete Resolution wird auch von der Genfer Stadt- und Kantonsregierung unterstützt.

Der Regierungsrat wolle Kontakt mit den Tamedia-Verantwortlichen aufnehmen, um zu schauen, ob die Entscheidung nicht zurückgezogen werden kann, sagte der Genfer Regierungspräsident Charles Beer (SP) in Begleitung seiner Regierungskollegen Pierre-François Unger (CVP) und Isabel Rochat (FDP).

Bereits am Morgen sagte Beer im Westschweizer Radio, dass die Waadtländer und Genfer Kantonsregierungen ein gemeinsames Vorgehen besprechen werden. Die Regierung des Kantons Waadt nahm die Sparmassnahmen auf die Traktandenliste für die Sitzung vom Mittwoch.

Tamedia will 34 Millionen Franken sparen

Das Medienhaus Tamedia, das auch den «Tages-Anzeiger» und den «Bund» herausgibt, will bis 2016 die Kosten um insgesamt 34 Millionen Franken senken. Davon sollen 18 Millionen Franken in der Westschweiz und 16 Millionen in der Deutschschweiz eingespart werden.

Tamedia begründet das Sparprogramm mit den sinkenden Umsätzen bei Zeitschriften und Zeitungen. Es müssten Kosten gesenkt werden, um weiterhin in neue Geschäftsfelder investieren zu können und handlungsfähig zu bleiben, hiess es.

Die Auswirkungen des Sparprogramms stehen noch nicht fest. Wie viel bei welchen Medien gespart werden soll, wird erst in der zweiten Jahreshälfte entschieden. In der Westschweiz wird eine Schliessung des Boulevardblatts «Le Matin» befürchtet.

«Punkt Schluss!» im Satiremagazin

In der Romandie stösst die Entscheidung aus Zürich auch deshalb auf Unverständnis, weil Tamedia vergangene Woche einen Jahresgewinn in der Höhe von 152 Millionen Franken bekanntgab. Das Medienhaus geriet auch ins Visier von «120 secondes», dem vielbeachteten Satireprogramm von Radio «Couleur 3».

In der Sendung wird der Komödiant Vincent Kucholl täglich interviewt und spielt jeweils die Rolle einer fiktiven Person, die Auskunft zu einem aktuellen Thema gibt. Diesmal spielte er Peter Staub, Qualitätsverantwortlicher bei Tamedia.

«Tamedia ist ein Unternehmen, das Gewinn machen muss! Punkt Schluss!», sagte er in holprigem Französisch mit Akzent. Das Kader müsse Entscheidungen aus Zürich umsetzen. Am Ende der Sendung verbrannte er gar eine Ausgabe von «Le Matin». Das Video der Sendung wurde bis am Mittag über 2500 Mal angesehen.

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