Mit einem Grossen Zapfenstreich hat sich der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff endgültig in den Ruhestand verabschiedet. Drei Wochen nach dem Rücktritt äusserte der 52-Jährige am Donnerstagabend „Bedauern“ darüber, dass er seine Amtszeit nicht zu Ende bringen konnte.
Auf die näheren Umstände ging er jedoch nicht ein. Wulff war Mitte Februar nach Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsnahme von seinem Amt zurückgetreten.
Auch der Abschied war überschattet von Protesten und Kritik. Vor dem Schloss machten einige hundert Wulff-Gegner ihrem Ärger mit Triller-Pfeifen und Vuvuzela-Tröten Luft. Der ohrenbetäubende Lärm war auch im Garten des Präsidialamtes zu hören. Solche Proteste hatte es bei Politiker-Abschieden in der jüngeren Geschichte noch nie gegeben.
Viel politische Prominenz blieb der militärischen Zeremonie fern. Dabei waren zwar Bundesratspräsident Horst Seehofer als amtierendes Staatsoberhaupt, Kanzlerin Angela Merkel und mehrere Minister. Von Wulffs vier noch lebenden Vorgängern war jedoch kein einziger dabei. Auch die Opposition fehlte praktisch komplett.
Mit einiger Selbstironie sagte Wulff in seiner Abschiedsrede laut Redetext: „Diesen Anlass hatte ich mir für das Jahr 2015 vorstellen können. Nun ist es anders gekommen.“
Dank an Bürger
Seinem Nachfolger – vermutlich der DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck – wünschte Wulff „eine glückliche Hand für Deutschland und breite Unterstützung“. Erneut warb Wulff auch für Toleranz: „Vielfalt, Weltoffenheit, Freiheit und sozialer Ausgleich – das macht unser Land aus und stark.“
Ausdrücklich bedankte sich Wulff bei „allen Bürgerinnen und Bürgern in unserer so aktiven Bürgergesellschaft“. Seine Frau Bettina lobte er, sie habe Deutschland „auf grossartige Weise überzeugend repräsentiert“. Zu seiner persönlichen Zukunft sagte er nur: „Ich gehe mit dem Gefühl der Neugier und der Vorfreude auf das, was kommt.“