Proteste bei Opel wegen Stilllegung des Standortes Bochum

Nun ist es offiziell: Der Opel-Standort im deutschen Bochum wird bis 2016 die Produktion ganzer Autos einstellen. In dem 50 Jahre alten Werk könnten bis zu 3000 Stellen wegfallen. Mitarbeiter reagierten mit Wut auf den Entscheid.

Die Gewerkschaft IG Metall kündigt Widerstand gegen die Abbaupläne an (Bild: sda)

Nun ist es offiziell: Der Opel-Standort im deutschen Bochum wird bis 2016 die Produktion ganzer Autos einstellen. In dem 50 Jahre alten Werk könnten bis zu 3000 Stellen wegfallen. Mitarbeiter reagierten mit Wut auf den Entscheid.

Die Stimmung sei aggressiv gewesen, berichteten Teilnehmer der Personalversammlung am Montag, an der Opel-Interimschef Thomas Sedran die Schliessung bekanntgab. Er begründete den Beschluss mit europaweiten Überkapazitäten des Unternehmens. Opel werde aber in Bochum weiter präsent sein: mit einem Logistikzentrum und der Herstellung von Autokomponenten.

Angestelltenvertreter kündigten jedoch Widerstand gegen die Abbaupläne an: „Eine Kampfansage an die Beschäftigten“, hiess es in einer ersten Stellungnahme der Gewerkschaft IG Metall. Die Arbeitnehmer würden nun alle Optionen prüfen, sagte ein Sprecher. Auch Streiks wurden nicht ausgeschlossen.

Als der Opel-Chef nach seiner kurzen Ansprache durch einen Hinterausgang den Saal verlassen wollte, versuchte ihn ein IG-Metall-Vertrauensmann aufzuhalten. Er wurde von Security-Mitarbeitern zu Boden gestossen, blieb aber unverletzt.

Nach der Versammlung verliessen viele der rund 2300 Mitarbeiter wortlos das Kongresszentrum. Vor dem Gebäude gab es eine kurze Kundgebung. „Nein zum Tod auf Raten – Kampf um jeden Arbeitsplatz“, stand auf einem Plakat. „Wir werden auch nach 2016 in Bochum Autos bauen“, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel vor dem Medien.

Auf ehemaligem Zechengelände

Das Bochumer Opel-Werk ist das älteste in Deutschland nach dem Rüsselsheimer Stammwerk. Hier liefen zum Beispiel zahlreiche Generationen des Opel-Bestsellers Kadett vom Band. Es galt lange Zeit als Beispiel für gelungenen Strukturwandel, denn das Werk entstand auf einem ehemaligen Zechengelände und übernahm bei Produktionsbeginn 1962 zahlreiche ehemalige Kumpel ans Band.

Über ein Aus für den Standort im Ruhrgebiet wurde jedoch schon seit längerem spekuliert. Opel schreibt seit vielen Jahren rote Zahlen, Bochum gilt als Stätte mit relativ hohen Lohnkosten. Die Absatzkrise in Europa verschärfte die Lage zusätzlich.

Obwohl sich der Markt in den kommenden Jahren kaum erholen dürfte, wollen Opel und die US-Mutter General Motors bis zur Mitte des Jahrzehnts die Gewinnschwelle erreichen. Dazu sollen auch die Materialkosten gesenkt und die Marke gestärkt werden.

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