Proteste gegen Mursi am zweiten Jahrestag von Mubaraks Rücktritt

Mehr als zehntausend Aktivisten haben in Ägypten am zweiten Jahrestag des Rücktritts von Präsident Husni Mubarak gegen die neue islamistische Regierung demonstriert. Vor dem Präsidentenpalast lieferten sich Regierungsgegner am Montagabend Strassenschlachten mit der Polizei.

Mehrheitlich jugendliche Demonstranten werfen Steine in Richtung des Präsidentenpalasts (Bild: sda)

Mehr als zehntausend Aktivisten haben in Ägypten am zweiten Jahrestag des Rücktritts von Präsident Husni Mubarak gegen die neue islamistische Regierung demonstriert. Vor dem Präsidentenpalast lieferten sich Regierungsgegner am Montagabend Strassenschlachten mit der Polizei.

Die Sicherheitkräfte gingen mit Wasserwerfern und Tränengas gegen steinewerfende Demonstranten vor. Augenzeugen berichteten, mehrere Verletzte seien davongetragen worden.

Tagsüber hatten Angehörige der Anarchisten-Bewegung „Black Block“ die U-Bahn in Kairo blockiert. Andere Demonstranten verbarrikadierten den Eingang der zentralen Meldebehörde am Tahrir-Platz. Das Ägyptische Museum, das auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes liegt, wurde geschlossen, um mögliche Zerstörung oder Diebstahl zu verhindern.

Der Protest stand unter dem Motto „Das Volk will den Sturz des Regimes“. Mehrere Parteien und Revolutionsgruppen hatten zu den Protestmärschen aufgerufen. Sie kritisieren die Politik der Regierung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi.

Ihr Protest richtete sich auch gegen das Innenministerium. Sie werfen ihm vor, seine Polizisten griffen heute immer noch zu den gleichen brutalen Methoden wie einst unter Mubarak. Auf einer Nil-Brücke riefen junge Demonstranten: „Wach auf Mursi, heute ist dein letzter Tag (im Amt)!“.

Aufklärung gefordert

Die Jugendbewegung 6. April versammelte sich erst auf dem Platz vor der Börse und blockierte danach das Büro des von Präsident Mursi neu eingesetzten Generalstaatsanwaltes Talaat Abdullah. Die Aktivisten forderten die Aufklärung des Todes ihres Mitgliedes Gaber Saleh, genannt „Gika“. Sie riefen: „Verschwinde, verschwinde, Mursi“.

Saleh, dessen Name seine Mitstreiter inzwischen auf Hunderte Wände in Kairo gesprüht haben, war bei einer Demonstration im November ums Leben gekommen. Angeblich erschoss ihn die Polizei.

In Alexandria, der zweitgrössten Stadt Ägyptens, zogen Angehörige mehrerer Parteien durch die Strassen. Sie verteilten nach Angaben des ägyptischen Nachrichtenportals „youm7“ eine Erklärung, in der sie beklagten: „Zwei Jahre ist es jetzt her, dass das korrupte alte Regime gestürzt wurde, doch wir stellen nicht fest, dass sich seither etwas geändert hätte. Damals wie heute spielt der Wille des Volkes eine entscheidende Rolle.“

Mubarak war nach fast 30 Jahren an der Macht am 11. Februar 2011 vom Militär zum Rücktritt gezwungen worden. Er wurde später inhaftiert und wegen der Tötung von Demonstranten zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil ist jedoch nicht rechtskräftig. Der Prozess soll demnächst wiederholt werden.

Hassprediger soll verhört werden

Die staatliche ägyptische Nachrichtenwebsite „Egynews“ berichtete am Montag, die Staatsanwaltschaft wolle den bekannten islamischen Prediger Mahmud Schaaban verhören, der zur Ermordung von Oppositionellen aufgerufen hatte. Ein Anwalt hatte zuvor Anzeige gegen Schaaban erstattet, der in Kairo an der islamischen Al-Azhar-Universität unterrichtet.

Schaaban hatte in einer Sendung des Fernsehkanals Al-Hafezh dazu aufgerufen, Friedensnobelpreisträger Mohammed El Baradei und den früheren Präsidentschaftskandidaten Hamdien Sabahi zu töten, weil sie die islamistische Regierung von Präsident Mursi entmachten wollten.

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