In Armenien dauern die Demonstrationen gegen eine Erhöhung der Strompreise an. Am Montagmorgen blockierten mehrere hundert Demonstranten weiter die Hauptverkehrsstrasse im Stadtzentrum. Sie ignorierten ein Ultimatum der Polizei, die Proteste zu beenden.
Zunächst schritten die Sicherheitskräfte nicht ein, um die Menge auseinanderzutreiben. Am Vorabend hatten sich rund 10’000 Menschen an einer Protestkundgebung in der Nähe des Präsidentenpalastes in der Hauptstadt Eriwan beteiligt.
In der Südkaukasus-Republik gibt es seit dem 19. Juni Massenproteste gegen eine Erhöhung des Strompreises. Die Proteste hatten sich ausgeweitet, nachdem die Polizei am Dienstag vergangener Woche mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen war. Es sind die seit Jahren grössten Demonstrationen in der gut drei Millionen Einwohner zählenden ehemaligen Sowjetrepublik.
Am Samstag hatte Präsident Sersch Sarkissjan eingelenkt und eine Überprüfung der Strompreiserhöhung angekündigt. Bis dahin werde die Regierung die Mehrkosten übernehmen. Die Demonstranten wiesen Sarkissjans Ankündigung jedoch als unzureichend zurück und forderten die vollständige Rücknahme der Erhöhung.
Armenien bezieht einen Grossteil seiner Energie aus Russland, das auch sein wichtigster Handelspartner ist. Die Wirtschaftskrise in dem grossen Nachbarstaat, die durch die westlichen Sanktionen und die niedrigen Ölpreise ausgelöst wurde, hat auch die armenische Volkswirtschaft schwer getroffen.
Armeniens Elektrizitätsgesellschaft hatte die umstrittene Preiserhöhung mit dem starken Wertverlust der Landeswährung Dram begründet. Die Gesellschaft gehört dem in Moskau ansässigen halbstaatlichen Konzern Inter RAO, der einem engen Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin untersteht.