Die russische Band Pussy Riot plant weitere Protestaktionen gegen Präsident Wladimir Putin und bittet um Unterstützer. Trotz der möglichen Verurteilung von drei Musikerinnen würden die Proteste fortgesetzt, sagten Mitglieder der Band der Nachrichtenagentur Reuters.
„Es ist hart für uns, ohne sie zu sein. Wir spüren das, aber es bedeutet für uns nur eins: Wir müssen noch stärker werden, vielleicht auch noch dreister“, sagte am Dienstag eines der weiblichen Bandmitglieder, die anonym bleiben wollten.
Mit Blick auf den Prozess gegen die drei inhaftierten Musikerinnen, in dem am Freitag ein Urteil erwartet wird, sagte ein anderes Mitglied: „Wir haben uns für diesen Weg entschieden. Natürlich ist es sehr gefährlich, das wissen wir. Und wir wollen brenzlige Situationen in Zukunft vermeiden. Aber ich fürchte – und das macht etwas Angst – dass wir alle bereit sind die Konsequenzen zu tragen.“
Interantionaler Protest
Inzwischen machen internationale Popstars bei ihren Konzerten auf die Situation von Pussy Riot aufmerksam. „Jetzt gibt es sehr viele Pussy Riots überall auf der Welt, Menschen die eine Sturmmaske aufziehen und uns unterstützen“, sagt ein Bandmitglied. „Die Idee hinter Pussy Riot ist es, dass man uns gar nicht alle einsperren kann und wir immer mehr und mehr werden.“
So solidarisierte sich die Elektro-Punk-Musikerin Peaches mit Pussy Riot. In einem Video geht die Musikerin scharf mit Präsident Wladimir Putin ins Gericht.
In dem Video zum Song „Free Pussy Riot“, das am Mittwoch auf Youtube, Facebook und anderen sozialen Netzwerken zu sehen war, solidarisiert sich die kanadische Sängerin mit drei inhaftierten Musikerinnen der russischen Band. In ihrem Song macht die in Berlin lebende Peaches Putin für die Verfolgung des Trios wegen „Rowdytums“ verantwortlich.
Für die Videoaufnahmen versammelte Peaches nach eigenen Angaben gemeinsam mit der Musikerin Simonne Jones 400 Menschen in einem Berliner Park. Diese tragen bunte Gesichtsmasken – ähnlich denen der drei Russinnen bei ihrer kremlkritischen Performance in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale im Februar – und singen am Ende des Videoclips „We are all Pussy Riot“ („Wir sind alle Pussy Riot“).
Das Urteil gegen die drei Musikerinnen von Pussy Riot soll am Freitag verkündet werden. Die Staatsanwaltschaft forderte für die drei Angeklagten jeweils drei Jahre Haft.
Klage gegen Madonna
Eine andere Solidaritätsaktion könnte derweil US-Popstar Madonna teuer zu stehen kommen. Bei ihrem Konzert in St. Petersburg hatte sie zu Toleranz für Schwule und Lesben aufgerufen. Nun fordern russisch-orthodoxe Gläubige umgerechnet 10,2 Millionen Franken Schmerzensgeld.
Die Sängerin habe am 9. August ein orthodoxes Kreuz mit Füssen getreten, begründete eine Sprecherin am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge die Klage. Zudem habe Madonna mit ihrem Einsatz für Homosexuelle gegen Gesetze der Touristenmetropole verstossen.
„Wir, die Einwohner der Kulturhauptstadt, haben einen immensen moralischen Schaden erlitten“, sagte die Sprecherin. 50 Prozent der Schadenssumme sollten in das Stadtbudget fliessen.